Australien Islamisten wollten Menschen köpfen

ISLAMABAD · Bei der größten Anti-Terror-Razzia in der Geschichte des Landes beschlagnahmte die Polizei am Donnerstagmorgen in Sydney ein Schwert mit einer Huldigung an Iman Ali, den Schwiegersohn des islamischen Propheten Mohammed Ali.

Die messerscharfe Klinge soll dazu gedacht gewesen sein, einen willkürlich ausgesuchten Australier eingewickelt in eine Flagge der Terrororganisation zu köpfen. "Der Auftrag", erklärte Premierminister Tony Abbott, "kam von einem ranghohen, australischen Mitglied der IS-Führung."

Zwischen 800 und 1000 Polizisten und Militärs waren an der Aktion beteiligt. 15 Australier wurden festgenommen. Sie sollen geplant haben, die australische Öffentlichkeit zu "schockieren und einzuschüchtern", erklärte ein Staatsanwalt. Die Behörden stürmten neben mehreren Wohnungen in Sydney auch drei Häuser in der Stadt Brisbane, in der sich im November die Staatschefs der "Gruppe der 20" versammeln wollen.

Offenbar kamen die Behörden dem ungeheuerlichen Terrorplan australischer IS-Anhänger dank eines Telefonanrufs aus dem Nahen Osten auf die Spur. "Es gab nicht nur einen Verdacht, sondern Absicht", betonte Regierungschef Abbott. Experten vergleichen die Pläne der Extremisten mit dem Mord an dem britischen Soldaten Lee Rigby, der im vorigen Jahr von zwei zum Islam konvertierten Briten angefallen und erstochen wurde.

Die Polizei präsentierte einem Haftrichter den 22-jährigen Omarjan Azari. Er wird beschuldigt, gemeinsam mit Mohammed Ali Barjalei, dem bekanntesten australischen IS-Mitglied, "Terrorattentate geplant zu haben". Barjalei, der vor seiner Radikalisierung als Krankenpfleger in dem australischen Unterweltthriller "Underbelly" auftrat, soll nahezu alle der 60 australischen Kämpfer angeworben haben, die laut australischen Behörden in Syrien und dem Irak auf Seiten der radikalen Fanatiker kämpfen.

Zu ihnen gehört auch Khaled Sharouf, der ein Foto von sich selbst und seinem Sohn mit abgeschnittenen Köpfen von Mordopfern im Nahen Osten verbreitete. Rund 20 der Heiligen Krieger kehrten offenbar frustriert wieder in ihre Heimat zurück und haben sich von der Terrorgruppe losgesagt. Der verhaftete Azari soll der Kopf einer Gruppe von 100 weiteren Australiern sein, die Geld beschafften und Sympathisanten anwarben.

Ein Viertel der australischen Bevölkerung von 21,5 Millionen wurde nicht auf dem Kontinent geboren. Laut dem letzten Zensus von 2011 stieg die Zahl der Muslime im vergangenen Jahrzehnt um 69 Prozent auf knapp eine halbe Million Menschen oder 2,2 Prozent der Bevölkerung.

Die Außenpolitik des eng mit Washington verbündeten Australien hilft extremistischen Anwerbern und trug dem Land den Ruf des US-Hilfspolizisten ein. Die Razzia kam just an dem Morgen, an dem 400 Luftwaffensoldaten und Spezialtruppen in die Vereinigten Arabischen Emirate abflogen, um Washington beim Kampf gegen die IS in Syrien und dem Irak zur Hand zu gehen.

Frankreich: Luftangriffe

Als erstes europäisches Land wird Frankreich Luftangriffe gegen den "Islamischen Staat" (IS) im Irak fliegen. Präsident Francois Hollande gab am Donnerstag grünes Licht für einen solchen Militäreinsatz. Hollande fügte aber hinzu: "Wir werden nicht darüber hinausgehen, es wird keine Bodentruppen geben - und wir werden nur im Irak intervenieren." Er schloss damit Luftangriffe gegen den IS in Syrien aus. Wann die ersten Angriffe geflogen werden sollen, blieb offen. Der "Islamische Staat" dehnt derweil im Norden Syriens seine Herrschaft weiter aus. Die Extremisten eroberten gestern 21 vor allem von Kurden bewohnte Dörfer an der Grenze zur Türkei.

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