Kommentar zu Trump und Bannon Experiment

Meinung | Washington · US-Präsident Donald Trump bricht öffentlich mit seinem einstigen Chefstrategen Steve Bannon. Unser Autor meint: Damit riskiert der Populist im Weißen Haus die Spaltung seiner irritierten Wählerbasis.

Die jüngste Episode aus der Serie „Hauen und Stechen im Weißen Haus“ ist dramatischer und grotesker als die vorherigen. Donald Trump attackiert seinen ehemaligen „Bombenleger“ Steve Bannon rhetorisch mit dem Flammenwerfer. Weil der es (warum, weiß man noch nicht so genau) gewagt hat, über die schrecklich amtsunfähige Familie des amerikanischen Präsidenten auch und gerade in der Russland-Affäre ziemlich unnett zu sagen, was sehr wahrscheinlich zu sagen ist.

Damit riskiert der Populist im Weißen Haus die Spaltung seiner irritierten Wählerbasis. Bannons Strahlkraft im Lager der Zukurzgekommenen mag geschwunden sein. Aber als Chef des Propaganda-Portals Breitbart kann der radikale Feuerkopf Trump in den Monaten vor den Zwischenwahlen im Kongress im November jeden Tag schmerzhaft Knüppel zwischen die Beine werfen. Vor allem dann, wenn sich der Präsident weiter von seinem wirtschaftsnationalistischen Kernversprechen entfernen sollte: der kompromisslosen Rückeroberung Amerikas von den Eliten zum Frommen des kleinen Mannes.

Anzeichen dafür gibt es. Siehe Steuerreform. Ein Werk, das voraussichtlich die Reichen noch reicher und den schwindsüchtigen Staat (und damit die Hilfebedürftigen) noch ärmer machen wird. Sollte sich Trump substanziell nun auch noch dem republikanischen Establishment andienen, das er und Bannon bisher gemeinsam als Übeltäter schlechthin ausgemacht haben, startet ein interessantes Experiment. Wer ist am Ende stärker? Dr. Frankenstein (Trump) oder die monströse Kreatur (Bannon), die er erschaffen hat?

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