Callista Gingrich Donald Trumps Frau für den Vatikan

Washington · Callista Gingrich soll die neue US-Botschafterin beim Papst im Vatikan werden. Doch die Frau kommt mit einem Makel zum Heiligen Stuhl.

Ihre Frisur sitzt wie ein Helm. Ihr Blick ist gefriertruhig. Ihr Zahnpasta-Lächeln wirkt wie eingemauert. Aber hinter der stets auf Hochglanz toupierten Fassade, so sagen Leute, die die Politiker-Gattin, erfolgreiche Kinderbuch-Autorin und Katholikin Callista Gingrich näher zu kennen glauben, wohne ein Mensch „mit viel Herz und Verstand“.

Dass US-Präsident Donald Trump die 51-Jährige unmittelbar vor seiner Audienz am Mittwoch bei Papst Franziskus gerade darum zur neuen Botschafterin der Vereinigten Staaten von Amerika im Vatikan nominiert hat, glaubt in der politischen Klasse Washingtons zwar niemand. Aber schaden kann es der umstrittenen Personalie auch nicht.

Frau Gingrich, geborene Bisek, kommt mit einem Makel zum Heiligen Stuhl, der in der katholischen Kirche auf beiden Seiten des Atlantiks nicht jedem behagt. Das liegt vor allem an Newt. Und dessen früheren Vorstellungen vom Institut der Ehe. Gemeint ist Newt Gingrich, Ex-Sprecher der Repräsentantenhauses, Ex-Präsidentschaftskandidat, Ex-Strippenzieher in der Republikanischen Partei und heute einer der umtriebigsten publizistisch-politischen Büchsenspanner Donald Trumps.

Seit 2000 ist der vom Baptistentum zum Katholizismus konvertierte Power-Broker mit der über 20 Jahre jüngeren Frau aus Wisconsin verheiratet. Unter welchen Umständen der Bund für Leben zustande kam, das haben in den USA viele Menschen nicht vergessen. Gingrich begann das Verhältnis zu ihr Mitte der 90er Jahre. Ausgerechnet zu der Zeit, als die Sexspiele Bill Clintons im Oval Office mit der Praktikantin Monica Lewinsky an die Öffentlichkeit drangen und die auf Krawall gebürsteten Republikaner – Newt Gingrich vorneweg – ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten einleiteten.

Der Schönheitsfehler: Gingrich, der bis heute mit Inbrunst über Werte, Tugend und Traditionen zu reden versteht, war in der Stunde Null mit Callista, die im Chor der „Basilika der unbefleckten Empfängnis“ in Washington einen Stammplatz hat, noch mit seiner zweiten Frau verheiratet. Eine Doppel-Moral, die dem 73-Jährigen lange nachhing.

Als er 2012 im Rennen um das Weiße Haus einige Zeit chancenreich gegen den mormonischen Multi-Millionär Mitt Romney um das republikanische Präsidentschaftsticket kämpfte, holte sein Konkurrent Rick Perry, heute Umweltminister im Kabinett Trump, die Erinnerungskeule heraus: „Newt Gingrich hat seine Frau betrogen, wie können wir sicher sein, dass er nicht auch das amerikanische Volk betrügt?“ Bei Callista Gingrich sind die Bedenken eher religiös-grundsätzlicher Art.

Welche fachliche oder diplomatische Befähigung die ehemalige Mitarbeiterin im Agrar-Ausschuss des Kongresses in das prestigeträchtige Amt in Rom mitbringt, ist in Kirchenkreisen nicht bekannt. Die potenzielle Nachfolgerin von Botschafter Ken Hacket ist bisher durch nicht mehr als ihre gesanglichen Beiträge bei den Papstbesuchen 2005 und 2008 in Erinnerung geblieben. Gerald Fogerty, Kirchen-Experte von der Universität in Virginia, hat sein Urteil bereits gefällt. „Denkbar unqualifiziert“, nannte er Trumps Kandidatin.

In ihrer neuen Funktion, die mutmaßlich mit der engen Vernetzung ihres Gatten zu Trump tun hat, muss Frau Gingrich eine nicht ganz einfache Aufgabe bewältigen. Der Papst und der Präsident haben sich zuletzt nicht mit Nettigkeiten bedacht. Der Heilige Vater nannte Trumps Einwanderungspolitik unchristlich. Trump schimpfte ihn dafür „würdelos“.

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