Entführung auf den Philippinen Deutscher Segler enthauptet

Bangkok · Die Bundesregierung bestätigt den Tod der Geisel auf den Philippinen. Der 70-Jährige war im November 2016 mit seiner Frau in die Hände der Entführer geraten.

Die Hände auf dem Rücken gefesselt, muss der 70-jährige Jürgen Kantner den Vorbereitungen zu seiner Hinrichtung zusehen. Dann zwingt ihn sein Henker, der das eigene Gesicht unter einer Haube versteckt, auf die Füße. „Jetzt tötet er mich“, lauten die letzten Worte der deutschen Geisel. Dann säbelt sein Mörder dem Deutschen mit einer Sacada, einem machetenähnlichen Messer der Zuckerrohrerntearbeiter, die Kehle durch. Der gefesselte Kantner kämpft um sein Leben, doch er hat keine Chance. Sein Henker feiert sich selbst auf dem knapp zwei Minuten langen Video mit „Allahu Akbar“ – Allah ist groß. Die Bundesregierung bestätigte die Enthauptung.

Der Segler war mit seiner Frau Sabine Merz am 5. November 2016 nahe dem Tanjung Pisot in der malerischen Inselwelt der südphilippinischen Provinz Tawi-tawi mit seiner Yacht „Rockall“ in die Hände der Entführer geraten. „Die Frau hat auf uns geschossen. Wir haben zurückgeschossen. Sie ist gestorben“, schilderte Muammar Askali alias Abu Ramie von Abu Sayyaf bei einem Telefongespräch gegenüber einem lokalen Rundfunksender. Offenbar hatten die beiden Deutschen, deren einziger Wohnsitz ihre Yacht war, die Waffe in dem Glauben an Bord versteckt, sich gegen Piraten verteidigen zu können. Denn das Paar war bereits im Jahr 2008 in Somalia entführt worden. Damals hatten sie mit Hilfe von Bekannten über Mittelsleute ihre Freilassung erkaufen können.

Doch die Handfeuerwaffe erwies sich als ebenso wirkungslos wie Verhandlungen mit Abu Sayyaf. Im Jahr 2014 waren bereits zwei deutsche Segler gegen Lösegeld freigelassen worden. Die Summe soll damals rund 1,5 Millionen Euro betragen haben. Im Jahr 2000 bezahlte ein deutsches Magazin Lösegeld für seinen Korrespondenten Andreas Lorenz. Er war auf der Insel Sulu in die Hände der selbst ernannten Befreiungsbewegung geraten, als er zu Entführungen recherchierte.

Der philippinische Verteidigungsminister Delfin Lorenzana bedauerte den Tod des Deutschen und lehnte erneut die Zahlung von Lösegeld ab. „Solange Lösegeld gezahlt wird, bleiben Entführungen lukrativ. Wir werden diese Piraten und Kidnapper stoppen“, erklärte er. Kantner war zuletzt Mitte Februar in einem Video aufgetaucht, in dem er um sein Leben flehte und die verlangte Lösegeldsumme auf etwa 600 000 Euro bezifferte.

Abu Sayyaf, deren Stützpunkt sich im Dschungel der Insel Sulu befindet und die auf der Suche nach Opfern nahezu die gesamte Meeresregion zwischen Malaysia und den Philippinen unsicher macht, hatte zuletzt zwei Kanadier geköpft. Die Regierung des populären Justin Trudeau weigerte sich, ihre Staatsbürger gegen Lösegeld freizukaufen. Ein Norweger kam nach Lösegeld frei. Die deutsche Regierung ist verpflichtet, sich um die Freilassung von deutschen Geiseln zu kümmern. Allerdings stieg nach Entführungen, bei denen Reisewarnungen in den Wind geschlagen wurden, auch der Unmut über solche Fälle.

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