Kommentar zum Brand des Regenwaldes Bereichernder Verzicht

Meinung | Puebla · Die Brände am Amazonas führen uns vor Augen, dass unser Konsum Grenzen haben muss, weil wir uns sonst selbst das Wasser abgraben, während wenige die Profite einheimsen, kommentiert GA-Korrespondentin Sandra Weiss.

 Seit Januar 2019 sollen die Feuer und Brandrodungen in Brasilien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zugenommen haben.

Seit Januar 2019 sollen die Feuer und Brandrodungen in Brasilien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zugenommen haben.

Foto: Vinicius Mendonza/Ibama

Es gibt Ereignisse, die Epochenumbrüche einleiten. Der Mauerfall, der Sturm auf die Bastille oder die Boston Tea Party. In solchen Momenten übernehmen die Regierten für einen Moment das Zepter. Die Waldbrände am Amazonas und in anderen Teilen der Erde haben das Potenzial, zu einem Symbol für das Unbehagen unserer Zivilisation zu werden. Jair Bolsonaro hat die Zündler ermutigt. Doch hinter ihm stehen mächtige Konzerne, die der Welt vorgeben, was sie zu konsumieren hat (Rindfleisch aus dem Regenwald, mit Gensoja gemästete Hühner) – und wir, die wir ihren Werbeversprechen sorglos Folge leisten; dazu die Hedgefonds an den Börsen, die mit Lebensmitteln spekulieren.

Die Brände am Amazonas führen uns vor Augen, dass unser Konsum Grenzen haben muss, weil wir uns sonst selbst das Wasser abgraben, während wenige die Profite einheimsen und die Kosten für ihr schmutziges Geschäft der Gemeinschaft aufbürden.

Bewusster Verzicht kann bereichern. Der Raubkapitalismus, der alles nur in Geld aufrechnet, ist kein Zukunftsmodell. Unsere Zukunft hängt davon ab, wie schnell wir das verstehen und Änderungen umsetzen können. Wir brauchen mehr Gemeinschaft und weniger Egoismus. Die Lebensqualität wird dadurch zunehmen. Vielleicht denken wir eine Sekunde an den brennenden Amazonas, wenn wir das nächste Mal vor der Fleischtheke stehen oder über ein neues Handy nachdenken.

Vielleicht findet sich auch mancher, der von der Bundesregierung ein Importverbot für Fleisch, Soja und Palmöl aus Abholzungsgebieten einfordert. Dann stünde der Mercosur-Freihandelsvertrag auf dem Spiel. Es wäre eine Katastrophe für die Abholzer. Und ein Zeichen, dass es uns ernst ist.

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