Kommentar zur Festnahme von Nicolas Sarkozy Alarmierend

Meinung | Paris · Frankreichs Ex-Staatschef soll 50 Millionen Euro von Muammar al-Gaddafi für die Finanzierung seines Wahlkampfes angenommen haben. Aufklärung tut Not, kommentiert GA-Korrespondentin Birgit Holzer.

Bislang handelt es sich um Vorwürfe; definitive Beweise stehen noch aus. Sollte sich der Verdacht gegen Nicolas Sarkozy, er habe mindestens 50 Millionen Euro von Muammar al-Gaddafi für die Finanzierung seines Wahlkampfes angenommen, jedoch bestätigen, wäre es ein ungeheuerlicher Vorgang. Vor und unmittelbar nach seiner Wahl 2007 suchte der französische Ex-Präsident die Nähe des ehemaligen libyschen Machthabers, rehabilitierte ihn in Europa und ließ ihn ausgerechnet am Tag der Menschenrechte mit seinem Beduinenzelt in Paris Hof halten – so wie Sarkozy auch Baschar al-Assad zur prachtvollen Militärparade am französischen Nationalfeiertag einlud.

In einer Aufsehen erregenden Aktion erreichte Sarkozys damalige Frau Cécilia 2007 die Freilassung von fünf bulgarischen Krankenschwestern und eines palästinensischen Arztes, die seit Jahren in Libyen festgehalten wurden – es war ein geschickt eingefädelter Medien-Coup. Das gute Verhältnis schien sich auszuzahlen.

Wenige Jahre später hatte sich der Wind gedreht. Sarkozy trieb die Nato-Militärintervention in Libyen voran, die zu al-Gaddafis Ende führte. Ging es ihm gar darum, die Riesensummen zu verschleiern, die von Tripolis nach Paris geflossen waren, um ihm beim Sprung an die Macht zu helfen? Es wäre mehr als ein Skandal.

Frankreichs Ex-Staatschef mag die Verdächtigungen als ein von seinen politischen Gegnern gelenktes Komplott abtun. Doch die schiere Zahl der Justizaffären, in die er verwickelt ist, geben ein äußerst alarmierendes Bild ab. Aufklärung tut dringend Not.

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