Das Porträt André Stinka ist neuer Generalsekretär der NRW-SPD

bonn · Der Genosse hatte sich zwar sehr über die hohe Meinung seiner Chefin gefreut, doch diesen Zahn musste er ihr doch ziehen. "Wenn es ganz gut läuft, dann könnten wir sogar diesen Wahlkreis gewinnen, denn wir haben da einen starken Kandidaten", hatte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft während des Landtagswahlkampfes im kleinen Kreis über den Wahlkreis 80 (Coesfeld II) und den dortigen SPD-Bewerber André Stinka gesagt.

André Stinka.

André Stinka.

Foto: dpa

Darauf angesprochen, meinte der sozialdemokratische Kandidat aus dem tiefschwarzen Münsterland, das sei doch etwas unrealistisch. Sein Ziel sei es eher, den CDU-Kandidaten bei den Erststimmen unter 50 und sich selbst über 30 Prozent zu bringen, sagte er seinerzeit unserer Zeitung. Dieses Ziel erreichte Stinka zwar am 13. Mai mit 46:32 Prozent - bei den Zweitstimmen verringerte sich der Abstand sogar von fast 19 auf gerade einmal fünf Prozentpunkte -, doch weil nur Wahlkreissieger für die SPD in den Landtag einzogen, half ihm auch Platz zwölf auf der Liste nicht. Also musste sich Stinka - gesprochen wie früher Heidi Kabels spitzer Stein - damit abfinden, wieder zurückzugehen in den Justizdienst nach Münster, wo er bis 2005 gearbeitet hatte.

Für die Ministerpräsidentin und SPD-Landesvorsitzende aber war der Umwelt- und Agrarexperte einer der Besten aus der früheren SPD-Fraktion, den sie nicht ziehen lassen wollte. Und der Generalsekretärsposten war noch frei, nachdem der bisherige Amtsinhaber Michael Groschek Bau- und Verkehrsminister und der im Winter als heißer Kandidat genannte Sören Link am Sonntag Oberbürgermeister in Duisburg geworden war. "Als Hannelore Kraft mich gefragt hat, war ich gerade im Auto unterwegs und musste das Lenkrad ganz festhalten", sagte Stinka gestern unserer Zeitung. Er sei schon "sehr angetan" gewesen von dem Angebot.

Am Mittwochabend wurde der 47-Jährige aus Dülmen, der in den 80er Jahren lange bei Bundeswehrdienststellen in Köln gearbeitet hatte, von Präsidium und Vorstand der NRW-SPD einstimmig ernannt. Er ist kommissarisch schon seit gestern im Amt, muss aber am 29. September beim Landesparteitag in Münster noch formal gewählt werden.

Bis dahin wolle er in den Regionalverbänden der Partei viele Gespräche führen und herausfinden, welche Themen am meisten diskutiert werden. "Die Debatte in der Partei ist mir sehr wichtig", sagte er, ob es um Inklusion, die ländlichen Räume, die Schulpolitik oder auch regionale Themen gehe. Als SPD-Unterbezirksvorsitzender in Coesfeld und Fraktionschef im dortigen Kreistag gilt er zudem als Mann der Basis.

"André Stinka ist jemand, der sich in der Landespolitik hervorragend auskennt", lobte Kraft, die ihn bei den Koalitionsverhandlungen mit der Verantwortung für die Themen Umwelt, Landwirtschaft und ländlicher Raum betraut hatte. Wegen seiner guten Verbindungen und inhaltlichen Kenntnissen sei er "der richtige Mann" für den Job. Der umfasst ab Herbst dann einen weiteren für die Sozialdemokraten wichtigen Bestandteil: die Vorbereitung des Bundestagswahlkampfs in NRW.

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