Porträt Amtsmüde - CDU-Bundesvize Annette Schavan

BERLIN · Nach 14 Jahren will die CDU-Bundesvize Annette Schavan den Stellvertreterposten abgeben. In ihrem CDU-Landesverband in Baden-Württemberg rumort es seit längerem.

 Annette Schavan.

Annette Schavan.

Foto: ap

Annette Schavan hält es wie viele Politiker in der parlamentarischen Sommerpause: Sie reist durchs Land, besucht Firmen und Forschungseinrichtungen, schüttelt Hände von Bürgern und führt Pressegespräche. Heute übergibt sie im bayerischen Oberpfaffenhofen ein Forschungsflugzeug an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Alltag einer Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Doch so richtig rund läuft es in diesem Alltag für die 57-Jährige nicht mehr. Amtsmüde soll sie sein. In ihrem CDU-Landesverband in Baden-Württemberg rumort es seit längerem. Ausgerechnet die Bildungsministerin muss ihre Doktorarbeit gegen Plagiatsvorwürfe verteidigen. Wenn sie es denn tun würde, sagen ihre Kritiker. Denn Schavan verweist seit Monaten auf die Universität Düsseldorf. Diese prüft die Vorwürfe, und erst nach deren Stellungnahme will sie entscheiden, wie es weitergeht.

Zumindest das hat sie nun am Wochenende wissen lassen: Als Stellvertreterin von CDU-Chefin Angela Merkel will die katholische Theologin aus dem Rheinland, die in Bonn und Düsseldorf studierte, nicht mehr antreten. 14 Jahre lang wird sie dann dieses Amt ausgeübt haben, das sie mit dem Wechsel von Helmut Kohl zu Wolfgang Schäuble an der CDU-Spitze übernahm.

Bei den alle zwei Jahre anstehenden Parteivorstandswahlen ging sie die ersten Male stets mit dem besten Ergebnis hervor. Doch ihr Stern scheint erloschen. 2008 erhielt sie erstmals die geringste Stimmenzahl von allen vier Stellvertretern.

Schavan ist eine enge Vertraute Merkels, die ihren Modernisierungskurs in der CDU all die Jahre unterstützt hat. Aber sie ist eine stille Unterstützerin, zu still, finden viele. In der Öffentlichkeit wirkt sie eher blass, dabei kann sie im persönlichen Gespräch geistreich und witzig sein.

Ihre erste berufliche Station war die bischöfliche Hochbegabtenförderung Cusanuswerk in Bonn, wo sie 1980 als Referentin begann, 1988 Geschäftsführerin wurde und von 1991 bis 1995 den Vorsitz innehatte. Im Anschluss holte sie der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel als Kultusministerin nach Stuttgart.

Das von Schavan durchgesetzte Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen an staatlichen Schulen in Baden-Württemberg hat über Jahre für heftige Debatten gesorgt, auch weil christliche Symbole weiterhin erlaubt blieben. Ihre politischen Ambitionen reichten so weit, dass sie Teufel 2004 im Amt des Regierungschefs beerben wollte, unterlag aber gegenüber Günther Oettinger in einer CDU-Mitgliederbefragung.

Auf der bundespolitischen Bühne hat sie sich später korrigiert, rüttelt hier seit Jahren am Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in der Bildung. Sie sei in den sieben Jahren mehr Forschungs- als Bildungsministerin gewesen, sagen ihre Kritiker.

Schavan selbst verteidigt den Bologna-Prozess, die Einführung von Bachelor und Master. Das Deutschlandstipendium findet kaum Unterstützer. Für den Bundestag will sie wieder kandidieren. Ob sie Ministerin bleibt, ist offen.

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