Kommentar zum Bericht des Wehrbeauftragten Am Limit

Meinung · Die Bilanz des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels zum Zustand der Bundeswehr ist verheerend.

 Oft am Boden: Tornado-Jagdbomber der Bundeswehr beim Syrien-Einsatz auf der türkischen Basis Incirlik.

Oft am Boden: Tornado-Jagdbomber der Bundeswehr beim Syrien-Einsatz auf der türkischen Basis Incirlik.

Foto: dpa

"Bedingt abwehrbereit“: Der freche Spiegel-Titel brachte 1962 Chefredakteur Rudolf Augstein kurzfristig ins Gefängnis und löste eine Staatsaffäre aus, die Verteidigungsminister Franz Josef Strauß den Job kostete. Mit derlei Konsequenzen muss der Wehrbeauftragte des Bundestages nicht rechnen – obwohl seine Bilanz des aktuellen Zustandes der Bundeswehr ebenso verheerend ist. Marode Kasernen, planmäßige Mangelwirtschaft, schrumpfender Personalbestand, existenzielle Ausrüstungslücken – drastischer kann man es nicht ausdrücken. Ausbildung, Übung und Einsatz seien gefährdet.

Bei den Kampfjets Tornado und Eurofighter und bei den Hubschraubern von Marine, Heer und Luftwaffe liegt die Einsatzbereitschaft zwischen gerade mal 22 und 57 Prozent. Eine schlagkräftige Armee sieht anders aus. Der Wehrbeauftragte schlägt zurecht Alarm: Die Bundeswehr steht am Limit. Dieser Befund steht in harschem Kontrast zu dem immer wieder geäußerten Willen, international mehr Verantwortung zu übernehmen.

Schon jetzt sind die Aufgaben vielfältiger denn je: Beteiligung am Kampf gegen den IS-Terror, an Friedenseinsätzen wie in Mali, an der schnellen Eingreiftruppe der Nato und bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise im Inland. Und die Zukunft dürfte eher noch mehr Herausforderungen bieten: Das Interesse der USA wendet sich zunehmend von Europa ab und hin zum pazifischen Raum, was nicht ohne Folgen für die europäischen Sicherheitsstrukturen bleiben kann. Mit einer Bundeswehr auf Sparflamme sind diese Herausforderungen nicht zu bewältigen.

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