Kommentar zu Martin Schulz Zerfall und Schwäche

Meinung | Bonn · Schulz hat sich durch eigenes Ungeschick in eine Situation gebracht, die ihm auch persönlich nicht zuzumuten ist. Ein Abgang in Ehren wäre die beste Lösung, kommentiert Helge Matthiesen.

 Martin Schulz, Vorsitzender der SPD.

Martin Schulz, Vorsitzender der SPD.

Foto: dpa

Ist Martin Schulz als SPD-Vorsitzender noch zu retten? Die Wahrscheinlichkeit sinkt von Tag zu Tag. Nach seiner erzwungenen Kehrtwende in Sachen großer Koalition droht gleich die nächste kommunikative Schlappe. Vor Wochen kündigte er an, keinesfalls Minister unter einer Kanzlerin Angela Merkel sein zu wollen. Dieser flotte Spruch behindert jetzt die Regierungsbildung, denn es gibt viele gute Gründe, ihn zum Minister zu machen.

Ein wesentlicher ist seine eklatante Führungsschwäche als SPD-Chef. Dass die Partei so chaotisch debattierte und jede Möglichkeit der Selbstbeschädigung nutzt, ist eine Folge seiner fehlenden Integrationskraft als erster Mann seiner Partei. Er ist ein schlechter Redner, der mit jedem Wort demonstriert, wie wenig er selbst hinter seiner Politik steht. Die SPD folgt ihm nicht mehr und zerfällt in rechthaberischen Streit.

Mit 100 Prozent hat ihn die Partei einst ins Amt gehoben. Jetzt traut sich offenbar niemand, seine Ablösung zu fordern. An der wird über kurz oder lang aber kein Weg vorbeiführen. Schulz hat sich durch eigenes Ungeschick in eine Situation gebracht, die ihm auch persönlich nicht zuzumuten ist. Ein Abgang in Ehren wäre die beste Lösung.

Andrea Nahles hat sich am Sonntag in Bonn um die Nachfolge beworben. Ob sie die Richtige ist, um den zerstrittenen Haufen SPD wieder zu einen? Sie hat wegen lange zurückliegender Intrigen und einer eher linken Vergangenheit ein paar namhafte Feinde in der Partei. Aber sie scheint sich zu wandeln. Einen Versuch wäre sie wert.

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