Kanzlerkandidatur Warten auf das K-Wort

Berlin · CSU-Spitzenpolitiker wünschen sich nach langem Zwist erstaunlich offen CDU-Chefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel als Kandidatin. Zum CSU-Parteitag in München ist sie aber bislang nicht eingeladen.

 Das Eis taut: Angela Merkel und Horst Seehofer Mitte April im Kanzleramt.

Das Eis taut: Angela Merkel und Horst Seehofer Mitte April im Kanzleramt.

Foto: dpa

Man kann das Problem auch mal kleinreden. Jedenfalls kann man es versuchen. Wenn man Peter Tauber heißt und als CDU-Generalsekretär schönreden muss, dass seine Chefin, die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, bis heute keine Einladung für den CSU-Parteitag in zwei Wochen in München erhalten hat. Kann ja noch kommen. Aber falls nicht: Alles nicht so dramatisch. Wichtig sei, dass die Unionsparteien zum Wohle des Landes arbeiteten, dass sie ihre bevorstehenden beiden Parteitage „in gemeinsamem Geist“ absolvierten. Da sei die Frage des „gegenseitigen Besuchens“ nun doch wirklich „nachrangig“, so Tauber.

Der CDU-Generalsekretär redet an diesem Montag in Berlin so, als wäre diese Tradition nicht über Jahrzehnte gerne gepflogen worden: Vorsitzende der CDU sprechen bei CSU-Parteitagen, und Vorsitzende der bayerischen „Schwester“ CSU sind als Gastredner bei CDU-Parteitagen häufig gerne gesehen. Im vergangenen Dezember hatte Horst Seehofer den Delegierten des CDU-Parteitages in Karlsruhe noch gesagt, es komme darauf an, „dass wir ein großes Thema vernünftig und klug lösen“. Und es sei wichtig, „dass CDU und CSU dies gemeinsam schaffen“.

Nun ist Merkel bis heute nicht zum CSU-Parteitag Anfang November in München eingeladen. Und auch ein Auftritt Seehofers beim CDU-Parteitag Anfang Dezember in Essen ist offen. Dafür aber sprechen sich zahlreiche CSU-Spitzenpolitiker inzwischen erstaunlich offen für eine Kanzlerkandidatur Merkels bei der Bundestagswahl 2017 aus. So erklärt CSU-Vize Manfred Weber: "Angela Merkel ist unsere Kandidatin. Daran kann es keinen Zweifel geben.“

Merkel hält sich bedeckt

Und auch Seehofer selbst erklärt nun: "Wir sind uns in den letzten Wochen in vielen Punkten näher gekommen. Wenn es in einem weiter Differenzen gibt, können wir das aushalten.“ In der ZDF-Sendung „Was nun, Herr Seehofer?“ am Montagabend gibt sich der CSU-Chef dann wieder zurückhaltend zu einer Kanzlerkandidatur Merkels: „Wir haben immer gesagt, erst die Inhalte, dann die Personalien.“ Nur hat Merkel selbst bislang weder erklärt, ob sie beim CDU-Parteitag wieder als Vorsitzende kandidiert, noch hat sie sich zu einer dann vierten Kanzlerkandidatur geäußert. Tauber: „Angela Merkel wird das, was sie zu sagen hat, tun, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.“ Nur wann ist dieser Zeitpunkt?

Merkel ist beim bevorstehenden CDU-Bundesparteitag für den erneuten Parteivorsitz immerhin schon nominiert: von ihrem heimischen Landesverband Mecklenburg-Vorpommern – einstimmig. Merkel muss nur Ja sagen. Immerhin hat die CDU-Vorsitzende vor einigen Wochen viel erkennen lassen: „Es ist so, dass ich der Meinung bin, dass man Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende gemeinsam sein sollte. Das gehört zusammen für mich.“ Tritt Merkel beim Bundesparteitag in Essen also wieder als CDU-Vorsitzende an, bedeutet dies ihrem Befund zufolge, dass sie auch wieder Kanzlerkandidatin der Unionsparteien werden will. Auch wenn sie nicht als Gastrednerin beim CSU-Parteitag spricht. Seehofer übrigens ließ am Montag erkennen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. „Auch dieser Punkt ist noch nicht endgültig entschieden.“

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