Rausschmiss von General Spindler Von der Leyen feuert Chef-Ausbilder der Bundeswehr

Bonn/BERLIN · Wegen Missständen bei der Heeresausbildung muss der verantwortliche General Walter Spindler gehen.

 Der Generalmajor des Heeres der Bundeswehr, Walter Spindler.

Der Generalmajor des Heeres der Bundeswehr, Walter Spindler.

Foto: dpa

Das Verteidigungsministerium gibt sich wortkarg: Ja, dass Generalmajor Walter Spindler seinen Posten als Kommandeur des Ausbildungskommandos in Leipzig räumen müsse, könne er bestätigen, sagt der für das Heer zuständige Sprecher. Spindler werde sein Kommando geordnet an seinen Nachfolger übergeben.

Nein, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) werde die Spitzenpersonalie nicht kommentieren. Möglichst geräuschlos soll die vorzeitige Abberufung des Karrieresoldaten ablaufen. Im Herbst dieses Jahres wäre der General ohnehin altersbedingt aus der Bundeswehr ausgeschieden – was seine Abberufung wohl erleichtert hat.

Nach innen ist das Zeichen, das von der Leyen mit der Abberufung des für die Ausbildung der Soldaten des Heeres verantwortlichen Generals setzt, deutlich genug. Wiederholt sind seit Monaten Missstände bei der Ausbildung von Soldaten an die Öffentlichkeit gedrungen, Fälle, in denen Ausbilder ihre Schüler verbal beleidigten bis zu sexuell-perversen Praktiken.

In der Staufer-Kaserne in Pfullendorf etwa hatte ein weiblicher Leutnant erniedrigende und beleidigende Rituale und Vorgehensweisen bei der Sanitäterausbildung angeprangert. Von der Leyen schaltete sich persönlich in den Fall ein. Das Fass zum Überlaufen brachte offenbar der Fall eines Hauptfeldwebels in einer Kaserne im thüringischen Sondershausen, der Soldaten regelmäßig verbal erniedrigt und zu Strafmaßnahmen wie langen Dauerläufen gezwungen haben soll.

Berichte über eine schikanöse und überharte Ausbildung passen nicht zum neuen Bild der Truppe, das seit Monaten über Plakate und Werbespots republikweit verbreitet wird: die Bundeswehr als herausfordernde, aber smarte und kameradschaftliche Truppe. Mit millionenschwerem Werbeaufwand will das Verteidigungsministerium auf diese Art und Weise dringend benötigte Rekruten gewinnen.

Mit Spindlers Rauswurf stellt von der Leyen klar, dass sie bei der Durchsetzung ihrer Ziele für die Bundeswehr auch ranghohe Offiziere zur Verantwortung zieht, wenn sie für ihren Geschmack die gestellten Aufgaben nicht erfüllen. Bei der Aufklärung der Ausbildungsmissstände ließ es der nun geschasste Generalmajor in den Augen der Ministerin offenbar zu gemächlich angehen, sogar von einer Verschleppung der Nachforschungen ist die Rede.

Spindler konnte bis zum Mittwoch auf eine glänzende Karriere zurückblicken. 1973 kam der Sohn eines lippischen Landwirts als Wehrdienstleistender zur Bundeswehr, ohne größere Ambitionen auf eine Laufbahn in Uniform. Nach seinem Grundwehrdienst studierte er jedoch an der Münchner Bundeswehruniversität und durchlief später Generalstabsausbildungen bei der Bundeswehr und in der Kriegsschule der französischen Armee in Paris.

Zwischen 1989 und 1991 diente Spindler als Referent im Führungsstab der Streitkräfte auf der Bonner Hardthöhe. Der General, der sich fließend auf Französisch und Englisch verständigen kann, hatte Posten beim Eurokorps in Straßburg und kommandierte die deutsch-französische Brigade, die er in den Afghanistan-Einsatz führte. 2007 schließlich wurde er Abteilungsleiter im Heeresamt in Köln und General für die Ausbildung im Heer. Den Oberbefehl über das Ausbildungskommando in Leipzig hat Spindler seit 2013 inne.

Sein Nachfolger soll nach Informationen des „Spiegel“ Brigadegeneral Norbert Wagner werden, derzeit Chef des Ausbildungszentrums in Munster.

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