Kommentar zu Großbritannien Stures Verhalten

Meinung | London · Theresa May mag in den vergangenen Jahren eine Verlängerung ihrer Amtszeit nach der nächsten erzwungen haben, doch selbst für die Meisterin des Spiels auf Zeit hat nun das Endgame begonnen. Die Frage ist, ob die Premierministerin das auch zeitnah anerkennt.

Noch klammert die britische Premierministerin Theresa May sich an die Macht wie eine Ertrinkende auf offener See an ein Stück Treibgut, während die umliegenden Rettungsboote sich immer weiter entfernen. Das hat etwas von Verzweiflung, ist Mays Rückzug angesichts ihres Autoritätsverlusts doch unausweichlich.

Ihr fast schon stures Verhalten dient niemandem im Land, wo ohnehin bereits genügend Chaos herrscht – hauptsächlich verursacht von den Konservativen, die nun vor den Augen der Nation einen Zusammenbruch erleiden. Und das ausgerechnet am Tag der Europawahl. Das ist selbst für das an außergewöhnliche Zeiten gewohnte Königreich außergewöhnlich. Und es lässt allen Anstand missen, sollte es an einem Wahltag doch eigentlich um politische Inhalte oder zumindest den Versuch gehen, die letzten Unentschlossenen mit vernünftigen Ideen für sich zu gewinnen.

Aber die krachende Niederlage haben die Tories bereits einkalkuliert, vielleicht hängen manche auch noch immer der Fantasie nach, dass die neu gewählten Europaabgeordneten nie ihr Mandat annehmen müssen, weil bis Anfang Juli der Brexit vollzogen sein könnte. Wahrscheinlicher ist aber, dass das Königreich etliche EU-hassende Populisten von der Brexit-Partei auf den Kontinent schicken wird, die vor allem Unruhe stiften wollen. Den Konservativen scheint das egal, in der Fraktion denkt einmal wieder jeder nur an sich. Und Theresa May? Sie versteckt sich und lässt Minister mit ihren Besuchswünschen abblitzen.

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