Kommentar zur Macht der Algorithmen Staat in der Pflicht

Meinung | Berlin · Ohne Algorithmen kommt heute niemand mehr aus, sie machen digitale Geschäftsmodelle erst möglich. Doch Verbraucher haben ein Anrecht darauf, am Wert ihrer Daten beteiligt zu werden, kommentiert GA-Korrespondent Jan Drebes.

Ohne Algorithmen kommt heute niemand mehr aus. Sie sind das Lebenselixier der digitalen Welt. In den schier unendlichen Weiten der Datenströme sortieren und filtern sie, schaffen Muster und machen digitale Geschäftsmodelle erst möglich. Oftmals vereinfachen sie unseren Alltag. Eine Verweigerungshaltung wäre also völlig fehl am Platz. Doch Verbraucher haben natürlich ein Anrecht darauf, dass ihre Rechte analog wie digital gewahrt bleiben.

Das betrifft elementare Grundrechte und den Schutz persönlicher Daten, es geht um das Verbot von Diskriminierung und mögliche Schadenersatzansprüche. Wer heute im Internet unterwegs ist, wird zwar schon weit besser geschützt als noch vor einigen Jahren. Schließlich hat die Politik an vielen Stellen die Rechte der Verbraucher gestärkt.

Staatliche Regulierung kaum gewachsen

Aber die Vielfalt digitaler Angebote und neuer Geräte ist so groß und der Wandel so schnell, dass staatliche Regulierung dem kaum gewachsen ist. Umso wichtiger ist es, dass die Verbraucher stärker über das Wirken von Algorithmen aufgeklärt werden. Nur informierte Bürger können so gut es geht Einfluss darauf nehmen, wem sie ihre Daten zur Verfügung stellen und welche Angebote sie nutzen.

Zumal die Hoheit über Daten auch eine ökonomische Frage geworden ist. Insbesondere personenbezogene Daten sind für Unternehmen heute extrem wertvoll. Medienkompetenz gehört im besten Fall auf die Lehrpläne, damit insbesondere junge Menschen mit Weitsicht online gehen.

Politik und Wirtschaft in der Pflicht

Doch die analoge und die digitale Welt sind mittlerweile so stark miteinander verschränkt, dass sich Verbraucher bestimmten Prozessen oftmals nicht mehr verweigern können. Eine Bank etwa lässt mittels Algorithmen prüfen, welche Kreditangebote für einen Kunden infrage kommen. In solchen Fällen müssen sich Menschen darauf verlassen können, dass der Staat die Unternehmen zum Schutz der Nutzer verpflichtet und Diskriminierungen ausschließen kann. Da stehen Politik und Wirtschaft in der Pflicht.

Mehr staatliche Kontrollen könnten hilfreich sein, sofern Behörden umfangreiche Befugnisse gegenüber Unternehmen haben. Aber selbst wenn es so wäre, blieben Probleme: Schon jetzt zeichnet sich ab, dass insbesondere Internetriesen mit enormen finanziellen Ressourcen die besseren Karten haben, wenn es etwa um den Kampf um Fachkräfte geht. Es kommt den Staat teuer zu stehen, in dem Wettbewerb mitzuhalten. So darf insbesondere beim Aspekt der Kontrollstellen bezweifelt werden, ob diese jemals ausreichend ausgestattet wären.

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