Kandidatur von Horst Seehofer Seehofers 51:49-Entscheidung

Berlin · Der CSU-Chef verschiebt seinen Ruhestand auf den Sankt Nimmerleinstag. Er will als Ministerpräsident und Parteichef weitermachen.

 Er kann's nicht lassen: Horst Seehofer bleibt bis auf weiteres CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident.

Er kann's nicht lassen: Horst Seehofer bleibt bis auf weiteres CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident.

Foto: dpa

Horst Seehofer ist ein Meister der variablen Position. Ein Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt – kein Problem für den ersten Mann im Freistaat Bayern. Man muss es nur richtig wenden, der eigenen Erklärung den richtigen Dreh geben. Oder ganz einfach nur: die Wahrheit sagen. Als Seehofer am Montag in München erklärte, warum er als Ministerpräsident und CSU-Chef weitermachen will, knöpfte er sich gewissermaßen sich selbst vor. Seine Aussage von 2013, spätestens 2018 aus der ersten Reihe der Politik auszusteigen, „gehört nicht zu den klügsten Aussagen meiner Karriere. Ich würde sie nicht mehr wiederholen, und werde sie auch nicht mehr wiederholen“. Seehofer reumütig: „Es war so. Man lernt. Auch in meinem Alter. Man lernt nicht aus.“

Doch Seehofer muss damit leben, dass er in der Folge seiner Rückzugsankündigung immer wieder mit der Möglichkeit kokettiert hatte, womöglich doch im Amt zu bleiben. Noch im Januar 2015 hatte er sich pünktlich zum Auftakt der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth von der Tageszeitung „Die Welt“ so vernehmen lassen: „Was meine Person angeht, bleibt es dabei: Ich werde bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr kandidieren.“ Schon im September 2012, ebenfalls bei einer CSU-Klausur in Kloster Banz, hatte er angedeutet: Er wolle bei einem Wahlsieg 2013, wenn er gesund bleibe, die volle Legislaturperiode ausfüllen, dann aber 2018 aufhören.

Aber nun: Rolle rückwärts. Zu Wochenbeginn räumte Seehofer mit allen Rücktrittsankündigungen oder Spekulationen über seine Nachfolge auf: Der Machtmensch aus Ingolstadt will weiter CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident bleiben. Es sei, so versichert Seehofer, keine dieser „100:0“-Entscheidungen gewesen. Eher ein ganz enges Spiel: „51:49“. Zuletzt entschieden und besprochen am Sonntagabend mit Ehefrau Karin. Unter vier Augen, wie Seehofer vorgibt. Natürlich zum Wohle Bayerns. „Ich möchte dieses Erfolgsmodell Bayern weiterführen“, so der Ministerpräsident. Beide Ämter machten ihm weiter Spaß. Und beide Ämter gehörten in eine Hand: bis auf Weiteres in seine. Wann er aufhören wolle? Seehofer hat gelernt: „Ich mache keine Zeitangaben mehr.“

Wenn die Menschen in Bayern im September kommenden Jahres einen neuen Landtag wählen, wird Seehofer 69 Jahre alt sein. Bestes Rentenalter, zumal für jemanden, der 2002 lebensgefährlich an einer Entzündung des Herzmuskels erkrankt war. Zuletzt hatte er immer wieder Schwächeanfälle erlitten. In Kreuth musste er schon einen Vortrag im Sitzen halten, weil der Kreislauf nicht mitspielte. Auch bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth hatte er über gesundheitliche Probleme geklagt und musste zur Sicherheit ins Krankenhaus. Aber jetzt hätten ihm die Ärzte grünes Licht gegeben. „Ich bin körperlich in der Lage, (...) diese beiden anspruchsvollen Ämter zu erfüllen“, betont Seehofer. Vielleicht gilt auch hier: 51:49. Die CSU-Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl soll Innenminister Joachim Herrmann übernehmen, „ein Minister, auf den man sich blind verlassen konnte“, sagt Seehofer im Rückblick unter anderem auf dessen Krisenmanagement nach dem Amoklauf von München.

Derweil gelobte Bayerns Finanzminister Markus Söder, den Seehofer unbedingt als seinen Nachfolger verhindern will, seine „ehrliche Unterstützung“, was immer das heißen mag. Seehofer sei mit Blick auf aktuelle Umfragen „die stärkste Formation, mit der wir antreten können“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Endlich
Kommentar zum Loveparade-Strafprozess Endlich
Gespaltenes Land
Kommentar zur französischen Präsidentschaftswahl Gespaltenes Land