Kommentar zur Vergabe des Friedensnobelpreises Richtige Wahl

Meinung · Sexualisierte Gewalt gegen Frauen prägt seit Jahrzehnten kriegerische Auseinandersetzungen. Es ist gut, dass der Friedensnobelpreis nun zwei Vorkämpfern gegen diese Gewaltform zukommt, findet GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

 Geehrt für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt an Frauen in Kriegs- und Krisengebieten: Denis Mukwege und Nadia Murad.

Geehrt für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt an Frauen in Kriegs- und Krisengebieten: Denis Mukwege und Nadia Murad.

Foto: dpa

Der Friedensnobelpreis 2018 macht auf den Zustand der internationalen Politik aufmerksam. Der ist nicht besonders gut. Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist ein großes Problem. Sie prägt jede kriegerische Auseinandersetzung der zurückliegenden Jahre und Jahrzehnte, seien es Kriege zwischen Staaten oder Bürgerkriege. Das wäre eigentlich Grund genug für Politiker, sich des Themas anzunehmen und es zu lösen.

Geehrt werden aber zwei einfache Menschen, die Tatenlosigkeit angesichts von Gewalt nicht mehr hinnehmen wollten, die selbst Opfer geworden sind und nicht schweigen. Die Wahl des Komitees unterstreicht das Versagen all jener, die solchen Geißeln der Menschheit eigentlich ein Ende bereiten sollten: Gewählte Politiker, Diplomaten internationaler Organisationen, Generäle in vielen Armeen. Sie hätten es in der Hand, wenn sie es denn wollten. Es ist auffällig, dass Staatschefs immer seltener für solche Auszeichnungen überhaupt in Betracht gezogen werden. Es gibt eine Menge Gleichgültigkeit gegenüber Opfern in der Politik weltweit. Friedenspolitik stand früher höher im Kurs, obwohl die Zeiten nicht einfacher waren.

Die Entscheidung des Nobelkomitees ist richtig und klug. Es wendet sich dem richtigen Thema zu, und es ehrt zwei Menschen, die ihr Möglichstes tun, die Welt ein wenig besser zu machen. Das ist manchmal erschütternd wenig. Aber es ist doch ein Zeichen der Hoffnung, wenn dieses Wenige versucht wird. Nadia Murad und Denis Mukwege sind Vorbilder für jeden von uns und für die verantwortlichen Politiker erst recht.

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