Kommentar zum Bonner Theater Opern-Drama

Meinung | Bonn · Was sich die Bonner Stadtverwaltung bei ihrem Opernhaus geleistet hat, ist noch schlimmer als der übliche Schlendrian bei Gebäuden, die der Steuerzahler finanziert hat, kommentiert GA-Redakteur Andreas Baumann.

Jeder kleine Hauseigentümer weiß, dass er regelmäßig in seine Immobilie investieren muss, damit ihm nicht eines Tages die Dachziegel auf den Kopf fallen. In staatlichen Verwaltungen ist diese Binse bekanntlich nicht sehr weit verbreitet: Ob Bund, Land oder Kommune – man bleibt aus Geld-, Personal- oder sonstigem Mangel gern so lange untätig, bis der Sanierungsstau so umfassend ist, dass eigentlich nur der Abriss bleibt. Allein in Bonn drängen sich mit dem Stadthaus, dem Landesbehördenhaus und der früheren Pädagogischen Hochschule spontan gleich drei Beispiele auf.

Was sich die Bonner Stadtverwaltung allerdings bei ihrem Opernhaus geleistet hat, ist noch schlimmer als der übliche Schlendrian bei Gebäuden, die der Steuerzahler finanziert hat. Hier geht es um massive Brandschutzmängel und das Leben der bis zu 1000 Opernbesucher. Seit Jahren wissen Stadt und Feuerwehr, dass die Sicherheitsstandards längst nicht mehr zeitgemäß sind.

Für die Behörde genießt die Oper aber seit ihrer Fertigstellung vor mehr als 50 Jahren Bestandsschutz, der erst erlischt, wenn jetzt (endlich) die Instandsetzung des Hauses beginnt. Doch das ist ein rein formales Argument: Wen interessiert Bestandsschutz, wenn es zur Katastrophe gekommen ist? Entflammbarer Teppich raus, undichte Brandschutztüren erneuern, Rauchmelder und zusätzliche Sprinkleranlagen installieren – all das soll nicht längst umsetzbar gewesen sein, während für den Theaterbetrieb jährlich rund 30 Millionen Euro ausgegeben wurden? Für jeden privaten Betreiber wäre bei solchen Mängeln längst der Vorhang gefallen.

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