Kirchentag in Berlin Obama stärkt Kanzlerin Merkel den Rücken

Berlin · Der Besuch des 44. US-Präsidenten in Berlin gilt als einer der Höhepunkte des Kirchentages. 70.000 Zuschauer erlebten vor dem Brandenburger einen charmanten Barack Obama und eine gelöste Angela Merkel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ex-US-Präsident Barack Obama.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ex-US-Präsident Barack Obama.

Foto: dpa

Für Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte es nicht besser laufen können: Direkt zu Beginn legte Barack Obama ein Freundschaftsbekenntnis ab. „Während meiner Präsidentschaft war Angela Merkel einer meiner liebsten Partner“, sagte der US-Präsident vor 70 000 jubelnden Kirchentagsbesuchern vor dem Brandenburger Tor. Obama saß dort am Donnerstag neben Merkel auf dem Podium und sprach zum Thema „Engagiert Demokratie gestalten“. Moderiert wurde die Veranstaltung vom EKD-Ratsvorsitzenden und bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au.

Und auch ansonsten machte Obama keinen Hehl aus seiner Zuneigung für die Bundeskanzlerin. Immer wieder nannte er sie beim Vornamen und pflichtete ihr beim Thema Flüchtlingspolitik bei. So ein Auftritt ist vier Monate vor der Bundestagswahl für Angela Merkel unbezahlbar. Die Kanzlerin musste nichts weiter tun, als da zu sitzen und zustimmend zu nicken.

Heinrich Bedford-Strohm wollte zu Beginn von Obama wissen, wie er nun auf die Zeit seiner Präsidentschaft blicke. In den vier Monaten, die seit der Amtseinführung von Donald Trump vergangen sind, habe er versucht, mehr zu schlafen, sagte Obama. Und er verbringe endlich wieder mehr Zeit mit seiner Ehefrau Michelle. „Ich bin sehr stolz auf das, was ich als Präsident geschafft habe“, sagte Obama. Er bedauere aber, dass es ihm nicht gelungen sei, allen Amerikanern Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Was bisher erreicht worden sei, sei jetzt insgesamt bedroht. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass bis zu 23 Millionen Amerikaner innerhalb der kommenden zehn Jahre ihre Versicherung verlieren könnten. Dank „Obamacare“ hatten 20 Millionen Amerikaner erstmals Zugang zu einer Krankenversicherung bekommen.

Um den früheren Präsidenten zu sehen, warteten viele Zuschauer schon seit dem frühen Morgen vor dem Brandenburger Tor. Die, die es vor die Bühne geschafft hatten, erlebten eine gelöste Bundeskanzlerin und einen charmanten Präsidenten. Immer wieder schallten „Obama, Obama“-Rufe aus dem Publikum nach vorne zur Bühne. Einige Besucher hatten sogar Spruchbänder mitgebracht, auf denen „We want you back“ stand. Unter den Zuschauern waren auch der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Reinhard Kardinal Marx.

Buh-Rufe dagegen erntete Merkel mit einer Äußerung zur Flüchtlingspolitik. Der EKD-Ratsvorsitzende konfrontierte sie mit dem Thema Abschiebung. Viele Menschen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge einsetzen, könnten nicht verstehen, warum manche ihrer Schützlinge abgeschoben würden, obwohl diese bereits gut integriert seien. Merkel verteidigte die Abschiebungen – auch nach Afghanistan. „Wir müssen die Menschen schneller nach Hause schicken und die Verfahren weiter beschleunigen“, sagte sie. Sie wisse, dass sie sich damit nicht beliebt mache bei den Zuhörern. „Wenn sie Bundeskanzlerin sind, gehört das mit zu den schwierigsten Themen.“ Obama sprang Merkel bei. Er betonte, dass ein Staat begrenzte Ressourcen habe. „Es ist die Aufgabe der Regierung, Barmherzigkeit und Solidarität zu zeigen, aber auf der anderen Seite, haben wir eine Verantwortung gegenüber unseren Bürgern.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort