Kommentar zur Finanzkrise in Griechenland Nichts Neues aus Athen

Meinung | Brüssel · Selbst wenn Banken, Euro-Notkasse, Kommission und IWF Athen die Schulden erlassen, steht das Land in höchstens drei Jahren vor den gleichen Problemen wie heute. Die eigentlichen Schwierigkeiten sind noch nicht gelöst.

 Die Sorgen wachsen wieder: Bankkunden stehen Schlange vor einem Geldautomaten in Athen.

Die Sorgen wachsen wieder: Bankkunden stehen Schlange vor einem Geldautomaten in Athen.

Foto: dpa

Das griechische Desaster bekommt ein neues, ungewohntes Kapitel. Dass Athens Finanzminister auch an diesem Montag kleinlaut erhebliche Defizite bei der Umsetzung der verordneten Reformen eingestehen musste, überraschte nicht. Die hellenische Führung ist wieder einmal im Verzug – nur dieses Mal braucht der griechische Kassenwart nichts zu befürchten. Der Wind hat sich gedreht.

Nach sieben Jahren ständigen Ringens um das Überleben im Euroraum kann sich niemand ernsthaft noch eine Katastrophe leisten. Der politische Wille zur weiteren Rettung ist stärker denn je, nicht zuletzt deshalb, weil die großen Länder sich ihren Wahlkampf nicht von schlechten Nachrichten vermasseln lassen wollen. Das dritte Rettungspaket über 86 Milliarden Euro läuft im nächsten Jahr aus. Bis dahin wird die Eurogruppe Athen alimentieren, erst dann stehen Entscheidungen über die geforderten Schuldenerleichterungen an. Dabei wissen alle, dass Schuldenerleichterungen zwar auf dem Papier wirken, die Realität aber nicht ändern.

Selbst wenn Banken, Euro-Notkasse, Kommission und IWF Athen die Schulden erlassen, steht das Land in höchstens drei Jahren vor den gleichen Problemen wie heute. Weil die eigentlichen Schwierigkeiten nicht gelöst sind: Ohne Reformen in der staatlichen Verwaltung, beim Öffentlichen Dienst, in der Sozialversicherung und in der Privatisierung kommt Hellas nicht auf die Füße. Natürlich bleibt die soziale Situation der Hellenen katastrophal, aber deren Lage saniert man nicht durch einen Schuldenschnitt, wie auch immer der aussehen würde.

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