Kommentar zur Regierungserklärung im Bundestag Kein Rabatt beim Brexit

Meinung | Berlin · Kanzlerin Merkel liegt Europa, in diesem Fall die Gemeinschaft der EU, viel zu sehr am Herzen, als dass sie Großbritannien Rosinenpickerei bei den Verhandlungen über den Austritt gewähren würde.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag im Bundestag.

Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag im Bundestag.

Foto: dpa

Theresa May soll sich nicht täuschen. Angela Merkel wird in der Frage, wie der Austritt der Briten aus der Europäischen Union vollzogen werden kann, nicht viel Entgegenkommen zeigen. Sollte die britische Premierministerin tatsächlich noch dem Glauben nachhängen, ihr Land könnte auf dem Weg aus der EU eine Straße mit allen Vorzügen pflastern, dann täuscht sie sich grundlegend.

Dagegen steht, bei allem Interesse an gepflegten deutsch-britischen Beziehungen, die Entschiedenheit der deutschen Regierungschefin. Merkel ist da ganz Machtpolitikerin, Pragmatikerin und Europäerin. Ihr wollt raus? Bitte sehr, nicht unser Wunsch, aber wenn London schon gehen will, dann richtig. Merkel liegt Europa, in diesem Fall die Gemeinschaft der EU, viel zu sehr am Herzen, als dass sie May (oder einem nächsten Premierminister) Rosinenpickerei bei den Verhandlungen über den Austritt gewähren würde. Dies gilt auch für die Beziehungen des künftigen Nicht-EU-Mitglieds Großbritannien mit Brüssel. Privilegien und Vorzüge bleiben dann eben auch draußen, wenn den Briten Pflichten und Rechte einfach zu viel sind. Und das ist richtig so. Brexit heißt denn auch: letzte Ausfahrt Brüssel.

Europa steht deswegen noch lange nicht am Scheideweg. Ob die Briten ihren Austritt, wenn es dazu kommt, eines Tages noch bereuen, steht auf einem anderen Blatt. Sie sind mehrheitlich den Lockrufen ihrer antieuropäischen Grenzgänger erlegen. Und dafür gibt es einen Preis zu zahlen. Der EU-Sondergipfel am Samstag muss May und Mitstreitern klar machen: Es gibt keinen Rabatt.

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