Reaktion auf den Mueller-Bericht Moskau sieht den Beweis für die eigene Unschuld

Moskau · Russlands politische Öffentlichkeit sieht den Mueller-Bericht als Beweis für Moskaus Unschuld. Die Hoffnung auf einen Neuanfang zwischen Russland und den USA bleibt aber gering.

 Der Kreml wies erneut eine Einmischung in die US-Wahl zurück.

Der Kreml wies erneut eine Einmischung in die US-Wahl zurück.

Foto: dpa

Kremlsprecher Dmitri Peskow hielt sich bedeckt. Das veröffentlichte Resümee des Berichtes von US-Sonderermittler Robert Mueller enthalte nichts Neues, außer, dass es das Fehlen irgendeiner Verschwörung zwischen dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und Moskau eingestehe. Zu Muellers Vorwürfen, Russland habe sich in die US-Präsidentschafts-Wahlen eingemischt, zitierte Peskow einen Konfuzius-Satz, den offizielle russische Vertreter seit Jahren für Dementis russischer Auslandsinterventionen bemühen: „Es ist schwer, eine schwarze Katze in einem dunklen Zimmer zu finden, vor allem, wenn es sie dort nicht gibt.“

Das russische Außenministerium bezeichnete alle Vorwürfe, Russland habe sich in den US-Wahlkampf eingemischt, „als bösartige Verleumdung, die für den Gebrauch im innenpolitischen Kampf der USA erfunden worden ist“.

Russlands politische Öffentlichkeit nimmt aus dem Mueller-Bericht mit Genugtuung zur Kenntnis, Trump und Moskau hätten vor den Wahlen nicht paktiert. Die Informationen, in denen von russischen Internetkampagnen und Hackerangriffen während des Wahlkampfs die Rede ist, leugnen oder ignorieren sie.

"Eine Schande für die USA"

„Muellers Ermittlungsergebnisse sind eine Schande für die USA und ihre politische Elite“, twitterte etwa der Duma-Abgeordnete Alexei Puschkow. „Es hat sich gezeigt, dass alle Anschuldigungen aus den Fingern gesogen sind.“

Auch Puschkows Senatskollege Konstantin Kosatschow kommentiert Muellers Vorwürfe gegen Russland nur mit einem Halbsatz auf Facebook. Aber zwei Jahre ständiger Lügen zur Russland-Affäre hätten Trump genötigt, zwei Jahre lang immer neue Härten gegenüber Moskau zu zeigen. „Wird sich irgendjemand für die Schäden verantworten, wird sich jemand entschuldigen, etwas korrigieren?“

Der US-Präsident könne nach dem überstandenen Skandal freier manövrieren, aber das Problem sei, dass das politische Establishment der USA die Zeit genutzt habe, um die Sanktionen gegen Russland gesetzlich zu verankern. „Es gibt die Chance, vieles in unserem Verhältnis wieder auf null zu stellen, aber ob Trump das riskieren wird, ist die Frage.“

Keine Hoffnung auf bessere russisch-amerikanische Zeiten

Matwei Ganapolski, Moderator beim liberalen Radio Echo Moskwy, frohlockte geradezu, Mueller habe mit seinen Ermittlungen Trump die Hölle so heiß gemacht, dass der eigentlich prorussische Geschäftsmann als Präsident eine Anti-Kreml-Sanktion nach der anderen habe unterzeichnen müssen.

Und noch sieht niemand in Moskau ein Signal aus Washington, das Hoffnung auf bessere russisch-amerikanische Zeiten machen könnte. Erst Anfang März verlängerte Trump die Sanktionen gegen Russland. Am Montag hat er die annektierten Golanhöhen als Gebiet Israels anerkannt. Russische Beobachter sehen das auch als Revanche dafür, dass Moskau Syriens Machthaber Assad erfolgreich unterstütze.

„Alle Risiken für Russland sind geblieben, die amerikanischen Ermittlungen gegen unsere Internetfirmen gehen weiter“, sagte der kremlnahe Politologe Alexei Muchin unserer Zeitung. Muellers Bericht schwäche den innenpolitischen Druck auf Trump etwas, diene aber vor allem dazu,Widersprüche zwischen Republikanern und Demokraten zu beseitigen. „Sie haben Trump gezeigt, dass sie einem US-Präsidenten, der auch nur nach Russland schaut, ohne jeden Grund Probleme machen können, angesichts derer er froh sein darf, seine Amtszeit zu Ende zu bringen.“ Und Donald Trump sei nicht dumm, er habe das begriffen.

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