Kommentar zum Anschlag in Kabul Gemeinsame Furcht

Meinung | Delhi · Angst und Schrecken verbreiten - das ist das Ziel der IS-Terroristen. Nach den jüngsten Anschlägen geht jetzt auch in Europa eine Furcht um, mit der die Afghanen und andere Menschen in Kriegsgebieten weltweit schon seit Jahrzehnten leben müssen.

 Vom Schmerz gezeichnet: Ein Angehöriger von Opfern des IS-Anschlags in Kabul.

Vom Schmerz gezeichnet: Ein Angehöriger von Opfern des IS-Anschlags in Kabul.

Foto: AFP

Der sogenannte Islamische Staat (IS) findet für jedes Verbrechen eine fanatische Rechtfertigung. Das Blutbad von Kabul zeigt, dass es Gemeinsamkeiten zwischen dem vermeintlich weit entfernten Afghanistan und Europa gibt. Nach den brutalen Anschlägen in Frankreich geht in Europa nun eine Furcht um, mit der die Afghanen und andere Menschen in Kriegsgebieten weltweit schon seit Jahrzehnten leben müssen.

80 schiitische Hazara wurden am Samstag in Kabul ermordet, als sie von ihrem demokratischen Recht des Protests Gebrauch machten. Dem IS war dies gleichgültig. Die Attentäter wollten die schiitischen „Ungläubigen“ massakrieren, vor allem aber Angst und Schrecken verbreiten.

Das ist ihnen zweifellos gelungen. Die Hazara, die im vergangenen Jahr einen großen Anteil der rund 200 000 in Europa eingetroffenen Flüchtlinge aus Afghanistan ausmachten, fürchten seit dem ersten Auftauchen des Islamischen Staats am Hindukusch um ihr Leben. Angehörige der ethnischen Minderheit, die von der Anwesenheit westlicher Truppen ökonomisch besonders profitierte, wurden häufig entführt, ermordet oder wie jetzt wieder massakriert.

Aber das Attentat schwächt auch Präsident Ashraf Ghani. Er steht intern seit Wochen unter massivem Druck. Ihm wird vorgeworfen, mit seinen Friedensbemühungen in Richtung Pakistan und der Talibanmilizen die Sicherheitslage zu unterminieren. Ghani hofft, dass er mit der neu geordneten US-Militärhilfe, die erstmals seit 2014 wieder massive Lufteinsätze erlaubt, das Ruder herumwerfen kann. Sollte das nicht gelingen, sind seine Tage als gewählter Präsident gezählt.

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