Bad Neuenahr statt Berlin G20-Arbeitsminister treffen sich an der Ahr

Bad Neuenahr · Die Arbeitsminister der G20-Staaten treffen sich in Bad Neuenahr. Deutschlands Vertreterin Andrea Nahles hat sich viel vorgenommen. Sie will, dass Wohlstand und Wachstum überall ankommen.

 Familienfoto auf der Wiese zwischen Kurhaus und Hotel.

Familienfoto auf der Wiese zwischen Kurhaus und Hotel.

Foto: gausmann

Die Hamburger erlebten an diesem Donnerstag schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was es an Protesten gegen den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer im Juli in der Hansestadt geben wird. Unter dem Motto „Warmpaddeln für die G20 Protestwelle“ fuhren Aktivisten am Morgen mit Booten und Transparenten auf die Binnenalster und kündigten so ihre Demonstration für den 2. Juli an.

Im beschaulichen Ahrtal hingegen fanden sich an diesem Donnerstag keinerlei Demonstranten ein. Dabei ist das Kurhaus in Bad Neuenahr bis Freitagmittag Austragungsort des zweitägigen Treffens der Arbeits- und Beschäftigungsminister der G20-Staaten, also eines der wichtigsten Vorbereitungstreffen im Blick auf den Hamburger Gipfel.

Stets ein Lächeln auf den Lippen und sichtlich stolz, ihre Ministerkollegen in ihrem Heimatwahlkreis treffen zu können, begrüßte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) jeden einzelnen Ressortchef im altehrwürdigen Kursaal – dort, wo schon die Politprominenz zu Bonner Hauptstadtzeiten zuweilen ihren Presseball feierte. „Es muss nicht immer Berlin sein“, rief sie ihren Kollegen zu, bevor sie zu den Inhalten kam.

Vier Handlungsfelder gilt es zu beackern

„Angesichts von Globalisierung und Digitalisierung fragen sich viele Menschen, ob sie nicht mehr Schritt halten können mit einer sich rasant verändernden Arbeitswelt“, sagte Nahles und fügte hinzu, „wir nehmen diese Sorgen sehr ernst und wollen ihnen etwas entgegen setzen.“

So hat die deutsche G20-Präsidentschaft vier Handlungsfelder ausgemacht, auf denen sie Akzente setzen will – „damit Wohlstand und Wachstum bei allen Menschen auf der Welt ankommen“, wie die Ministerin meinte. Eines davon ist, abstrakt formuliert, die Gestaltung der Zukunft der Arbeit. Damit „niemand durchs Raster“ falle, komme es darauf an, Ausbildung, Weiterbildung, Umschulungen und Qualifizierungen ständig zu verbessern und die Menschen sozial abzusichern.

Ein anderes Ziel ist laut Nahles, die Erwerbstätigkeit von Frauen zu fördern, sprich: ihnen bessere Jobs anzubieten und gleiche Bezahlung. „Hier haben wir in den vergangenen Jahren zu wenige Fortschritte gemacht.“ Noch immer betrage der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern im Schnitt der G20 rund 23 Prozent. Innerhalb der Staatengruppe könne man von jenen Ländern lernen, in denen es nach Kindererziehungszeiten „eine Garantie auf Rückkehr in Vollzeit“ gebe.

Leitfaden für gute Integrationspolitik

Vorgenommen haben sich die Staaten laut Nahles angesichts der 121 Millionen Migranten in den G20-Staaten auch, einen Leitfaden für gute Integrationspolitik zu entwickeln. Schließlich sei die Integration in den Arbeitsmarkt der Schlüssel für gelungene Integration in die Gesellschaft.

Zudem wolle man dafür eintreten, „bei Unternehmen die Verantwortung für globale Lieferketten zu stärken“, sagte Nahles. Schließlich hingen 450 Millionen Arbeitsplätze weltweit direkt von der engen Verzahnung der Wirtschaft durch globale Liefer- und Produktionsketten ab. Es gehe um „existenzsichernde Löhne, besseren Arbeitsschutz und ein klares Signal gegen Kinder- und Zwangsarbeit“. Das auf den Weg zu bringen, wird der Runde in Bad Neuenahr allerdings wohl kaum gelingen.

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