Empfang im Kanzleramt Erste Adresse Berlin

Berlin · Die neue britische Premierministerin Theresa May machte ihren Antrittsbesuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Treffen diente dem persönlichen Kennenlernen - und natürlich geht es um den Brexit.

Da stehen sie, die zwei Pastorentöchter May und Merkel, hinter sich natürlich noch die Flaggen der Europäischen Union, neben dem britischen Union Jack und der Flagge in Schwarz-Rot-Gold. Gerade hat die Kanzlerin die neue Premierministerin im Kanzleramt mit militärischen Ehren begrüßt.

Was sollen sie tun in einer unklaren Lage wie dieser nach dem Brexit-Votum? Angela Merkel und Theresa May betonen, genau, gemeinsame Werte. Natürlich dient dieses Treffen dem persönlichen Kennenlernen. Merkel und May werden viel miteinander zu tun haben. Aber jetzt, nach dem britischen Brexit-Votum, wenden beide erst einmal ihren Blick auf eine weiter hoffentlich gute bilaterale und europäische Zukunft. May ist bewusst zuerst nach Deutschland gekommen und nicht nach Washington. Das Kanzleramt in Berlin gewissermaßen als erste Adresse – zumindest in Europa.

Merkel betont, und May nickt dabei, dass Deutschland und Großbritannien „eine sehr enge partnerschaftliche und auch freundschaftliche Beziehung“ verbinde. Beide Länder teilten gemeinsame Werte und würden auch künftig in der Nato, im Rahmen der G 7 und in der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenstaaten gemeinsame Interessen vertreten. Kurz: Man braucht sich. Auch May sagt, dass sie sich einer „starken deutsch-britischen Partnerschaft verpflichtet“ fühle.

Doch May weiß, was Deutschland, was ganz Europa jetzt von ihr hören will. Wann endlich stellt die von ihr geführte Regierung den Antrag nach Artikel 50 der Europäischen Verträge auf Austritt aus der EU? Die Premierministerin betont noch einmal: „Brexit bedeutet Brexit. Und ich möchte, dass es ein Erfolg wird.“ Ein Referendum also, das Europa gerade ins Chaos gestürzt hat, will May zu einem Erfolg machen. Das ist gewagt. Wie? „Weil wir draußen in der Welt sein werden“, hatte May noch vor ihrem Abflug zum Antrittsbesuch in Berlin gesagt.

Draußen in der Welt – das sind auch Zehntausende Arbeitnehmer aus der Europäischen Union, die über die sogenannte Arbeitnehmerfreizügigkeit, also die freie Wahl ihres Arbeitsplatzes in jedem Land der EU, den Weg nach Großbritannien genommen haben. Und genau diese Arbeitnehmerfreizügigkeit will May nun beenden. Es sei der Wille des britischen Volkes, so ihre Lesart des Referendums. „Wir werden bei der Einwanderung entsprechend liefern“, sagt May. Man wolle die Nettozuwanderung „kontrollieren“ und den Zugang aus der EU zum britischen Arbeitsmarkt „in den Zehntausenden“ halten.

Merkel will beim Zeitpunkt für den Austrittsantrag nicht allzu sehr aufs Tempo drücken. Es sei für sie „absolut verständlich, dass dazu eine bestimmte Zeitspanne nötig“ sei. „Nicht vor Ende des Jahres“ soll der nach den Worten von May vorliegen. Europa darf weiter warten.

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