Evangelische Kirche EKD-Synode in Bonn sucht Anschluss an die Jugend

Bonn · Die Beteiligung junger Menschen sei eine der zentralen Herausforderungen für die Kirche der Zukunft, sagt EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.

 Eröffnungsgottesdienst in der Kreuzkirche: Präses Irmgard Schwaetzer, EKD-Ratschef Heinrich Bedford-Strohm (Mitte) und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

Eröffnungsgottesdienst in der Kreuzkirche: Präses Irmgard Schwaetzer, EKD-Ratschef Heinrich Bedford-Strohm (Mitte) und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

Foto: epd

„Was machts, das ich so fröhlich bin“, singen die Jugendlichen in der Bonner Kreuzkirche. Und auf die Predigt von Manfred Rekowski, dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, antworten sie mit einem Lied von Silbermond. „Irgendwas bleibt.“ Der junge, modern gefeierte Gottesdienst am Sonntagmorgen eröffnete die Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, die noch bis zum Mittwoch im Bonner Maritim-Hotel stattfindet. Und passend zu den Jugendlichen im Gottesdienst stellte der Ratsvorsitzende der EKD, Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, in seinem jährlichen Ratsbericht die Frage, wie die Kirche stärker auf junge Menschen zugehen könne.

„Die Beteiligung junger Menschen ist angesichts der alarmierenden Befunde über den Traditionsabbruch gerade bei ihnen aus meiner Sicht eine der zentralen Herausforderungen für die Kirche der Zukunft“, sagte Bedford-Strohm. Jugendliche seien in der Kirche noch immer unterrepräsentiert. „Kirche ist für junge Menschen weithin nicht mehr relevant.“

Jugendquote für kirchliche Gremien vorgeschlagen

Sie hätten nichts gegen die Kirche, fänden ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit und Frieden in der Regel sogar richtig. Aber dies sei für viele Jugendliche noch kein Grund, sich in der Kirche zu engagieren. Weswegen der EKD-Ratsvorsitzende einige Vorschläge für die Zukunft machte: Eine Jugendquote für kirchliche Gremien, wie sie der Lutherische Weltbund kennt. Oder eine stärkere Projektorientierung. Oder ein Ambiente, „in dem sich junge Menschen zu Hause fühlen: ein Skaterpark oder ein Fitnessstudio, Kneipen und Cafés – das kann im Gemeindehaus sein, muss es aber nicht.“

Im Unterschied zu früheren Jahren war dagegen der kirchliche Umgang mit der Alternative für Deutschland (AfD) kein Thema im Bericht des Ratsvorsitzenden. Die scharfe Kritik der letzten Jahre wiederholte der Theologe nicht, stattdessen gab er sich nachdenklich. Denn ähnlich wie bei den Jugendlichen, nimmt die Kirche auch bei diesem Thema wahr, dass sie Teile der Bevölkerung nicht mehr erreicht. „Wie können wir heute, in einer pluralistischen Öffentlichkeit, so reden, dass Menschen, die den Aufruf zum Eintreten für Flüchtlinge so nicht teilen können, angesichts unserer Stellungnahmen nicht mit dem Gefühl zurückbleiben, ein schlechterer Mensch oder ein unzulänglicher Christ zu sein, und vielleicht dann zum aggressiven Gegenangriff auf die übergehen, die sie als Gutmenschen empfinden?“

Solche Fragen sind für die EKD ein Paradigmenwechsel. „Wenn wir als Kirchen in den vergangenen Jahren um Hilfsbereitschaft für Menschen in Not geworben haben, dann haben wir vom Handeln aus Freiheit gesprochen“, sagte Bedford-Strohm. „Angekommen ist aber bei manchen nur Moral und Gesetz – und das Gefühl, bei innerer Abwehr gegenüber den moralischen Aufrufen selbst als schlechter Mensch da zu stehen.“

Reformationsjubiläum als Vitaminstoß

Wenig Nachdenklichkeit zeigte Bedford-Strohm indes beim Reformationsjubiläum. Aus Sicht des Bischofs waren die Feiern zum 500. Jahrestag von Martin Luthers Thesenanschlag ein voller Erfolg. Das Reformationsjahr sei „Anlass zu großer Dankbarkeit“, sagte Bedford-Strohm. Es habe „einen Vitaminstoß für die geistliche und inhaltliche Erneuerung unserer Kirche gegeben“. Und der Ratsvorsitzende bekannte, bei den vollen Gottesdiensten am Reformationstag ein „großes Erntedankgefühl“ verspürt zu haben.

Selbstkritischer zeigte sich die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer. „Eine Veranstaltung zu machen ist allein nicht ausreichend für die Verkündigung des Evangeliums“, sagte die frühere Bundesministerin. Es komme auch auf Inhalte an.

Für die Bonner Synode sei es jedenfalls eine wichtige Aufgabe, bei den Finanzen des Trägervereins der Wittenberger Weltausstellung und der Kirchentage auf dem Weg Transparenz herzustellen. Und wenn die Synode am Montagnachmittag den Haushalt der EKD debattiert, ist wohl mit einem erheblichen Zuschuss für den Verein zu rechnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort