Kommentar zum Irak-Krieg-Bericht Die Tragödie

Bonn · Der Irakkrieg war „unnötig“, die Invasion „nicht letztmögliches Mittel“ und Saddam Hussein „keine direkte Bedrohung“. Vernichtender könnte die Kritik am ehemaligen Premier Tony Blair nicht ausfallen.

 Tony Blair mit britischen Truppen im Irak im Jahr 2003.

Tony Blair mit britischen Truppen im Irak im Jahr 2003.

Foto: dpa

Das Ergebnis übertrifft die schlimmsten Befürchtungen von Hinterbliebenen der im Irak gefallenen Soldaten. Blair verließ sich bei seiner Entscheidung auf zweifelhafte Informationen, ohne dem Zweifel Raum zu geben.

Der Irak verfügte nicht über Massenvernichtungswaffen. Einschlägige Informationen, die auf dem Rücksitz eines Taxis im Irak gefunden worden waren, waren falsch. Doch Blair verkaufte sie bewusst als gesicherte Sachlage, bügelte Kritiker ab, versprach George W. Bush im Geheimen Solidarität, „egal, was passiert“. Weil die Operation in Hast angegangen wurde, zogen Soldaten mit ungepanzerten Fahrzeugen in den Krieg.

Am Ende mussten britische Truppen mit feindlichen Milizen kooperieren und Gefangene freilassen, um tödliche Angriffe auf ihre schlecht gerüsteten Kräfte zu reduzieren. Im von Blair in Kauf genommen Machtvakuum nach Husseins Sturz wurde der IS stark.

Es ist eine Tragödie, dass Politiker und Geheimdienste mit ihrer Einschätzung versagt haben. Ihre Fehler haben über 150 000 Menschen das Leben gekostet. In Zukunft muss eine solidere militärische und diplomatische Analyse Pflicht sein. Sie kann nicht im Alleingang getroffen werden, auf dessen angebliche Notwendigkeit Tony Blair sich nun kommod zurückzieht.

Denn persönliche Verantwortung, etwa vor dem Internationalen Strafgerichtshof, will er freilich auch nicht übernehmen.

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