Marode Rheinbrücke Die Lkw-Falle auf der Leverkusener Brücke schnappt zu

Leverkusen · Die neue Sperranlage für die marode A1-Brücke bei Leverkusen ist in Betrieb. Pendler müssen mit mehr Stau rechnen. Die Anlage soll verhindern, dass schwere Lastwagen die baufällige Brücke überqueren.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis der erste Brummi in die Falle tappte. Am Donnerstag ging die erste von vier Lkw-Sperren an der maroden Rheinbrücke der A1 bei Leverkusen in Betrieb. Die Anlagen sollen verhindern, dass schwere Lastwagen die baufällige Brücke überqueren. Das Bauwerk ist seit zwei Jahren für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt. Trotz Verbot fahren täglich rund 150 schwere Lastwagen über die marode Flussquerung, der deshalb die Vollsperrung droht. Das wollen die Stadt Köln und das Land NRW um jeden Preis verhindern und haben den illegalen Fahrten den Kampf angesagt. Bereits unmittelbar nach Inbetriebnahme kam die neue Sperre mehrfach zum Einsatz. Trotz Verbot steuerten innerhalb von 20 Minuten drei schwere Lastwagen auf die Brücke zu und wurden durch die Anlage umgeleitet.

Per Fingerzeig hatte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) das Startsignal für die Eröffnung der Sperranlage im Zulauf der A59 auf die A1 gegeben. Mithilfe dieser in NRW erstmals errichteten Anlage – bestehend aus Schranken, Lichtzeichen und Fahrbahnverengungen – werden Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen automatisch gestoppt und kontrolliert abgeleitet. Die Kosten der Anlage: fünf Millionen Euro. „Die Sperranlage ist die letzte Möglichkeit, noch einen wirksamen Schutzengel auf die Brücke zu bringen“, sagte Groschek. Wir haben erlebt, dass illegale Lkw-Fahrten auf der Brücke zu neuen Rissbildungen geführt haben, die Alternative wäre eine Vollsperrung für alle Fahrzeuge gewesen.“

An der Autobahnauffahrt auf die A1 werden sämtliche Fahrzeuge durch die Sperranlage geschleust und dort automatisch gewogen und vermessen. Es gilt Tempolimit 40. Fährt hier ein Lkw durch, der zu schwer ist, geht automatisch eine Schranke herunter, die die Weiterfahrt verhindert. Der Lastwagen wird anschließend per Signalanlage umgeleitet. An jeder Anlage soll ein Mitarbeiter in einem Baucontainer für einen reibungslosen Ablauf sorgen und den Fahrern notfalls den Weg weisen. Derweil stoppt eine Ampel am Eingang der Anlage den folgenden Verkehr. Das hatte am Donnerstag einen langen Rückstau sowie hupende und verärgerte Autofahrer zur Folge. „Ich glaube, dass es ein paar Tage dauern wird, bis die Verkehrslage sich eingespielt hat“, sagte die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken. „Der Verkehr wird langsamer fließen, aber er wird fließen.“

Kritik gab es von der Opposition im Landtag. „In anderen Bundesländern weihen Verkehrsminister neue Autobahnteilstücke oder ertüchtigte Brücken ein. In Nordrhein-Westfalen lässt sich Verkehrsminister Groschek für die Errichtung einer Autobahn-Sperranlage feiern“, tadelte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Klaus Voussem. Die Sperranlage sei nötig geworden, weil die Landesregierung die Planungen für den Neubau verschleppt und den Schutz der alten Brücke zu lange auf die leichte Schulter genommen habe. Die Anlage bringe mehr Kosten und mehr Staus und treffe dadurch Pendler und das regionale Handwerk.

Auch Groschek rechnet damit, dass die Anlage für Pendler Ärger mit sich bringt. Die Schuld dafür, dass sich der Neubau der Brücke hinzieht, sieht er aber bei der Bürokratie, die er als „unendlichen Planungsdschungel“ bezeichnete. „Sie müssen bedenken, dass wir allein für den Neubau einer Brücke 1500 Aktenseiten fabrizieren müssen, während in Dänemark ein Schnellhefter ausreicht um ein vergleichbares Projekt zu realisieren“, so Groschek. Der Schritt von der Planung zum Bau müsse künftig schneller vollzogen werden.

Nach Ablauf der ersten Stunde waren ein halbes Dutzend Lastwagen gestoppt und umgeleitet. Den Fahrern droht ein Bußgeld von 75 Euro, Wiederholungstäter bezahlen 150 Euro. Ein Fahrer aus Polen beteuerte, die Beschilderung nicht verstanden zu haben. Ein Fahrer mit Aachener Kennzeichen sagte, er habe die Schilder zu spät gesehen. Er sei die Strecke zwar schon oft gefahren, allerdings immer aus entgegengesetzter Richtung. „Ich wusste nicht, dass das Verbot auch aus diese Richtung gilt“, sagte er. Für Groschek sind das faule Ausreden. Viele Fahrer würden das Risiko einer Geldstrafe billigend in Kauf nehmen, um die Brücke als Abkürzung zu nehmen. Deshalb fordert der Minister Bußgelder in der Größenordnung von 1000 Euro, um stärker abzuschrecken.

Die Rheinbrücke der A1 gilt als Patient mit niedriger verbleibender Lebenserwartung. Eine Prognose, wie lange das Bauwerk dem täglichen Verkehr noch standhält, gibt es nicht. Bis 2020 soll die Brücke durchhalten. Bis dann soll der erste Teil eines Ersatzbaus fertig sein. Doch auch Groschek wirkt skeptisch: „Ich kann nicht garantieren, dass die Brücke trotz der Maßnahmen offen bleibt.“

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