Porträt zu Silvio Berlusconi Der Cavaliere wird 80

Rom · Italiens früherer Regierungschef Silvio Berlusconi feiert seinen 80. Geburtstag - und mischt sich weiter in die italienische Politik ein.

 Will keine Geschenke: Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi.

Will keine Geschenke: Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi.

Foto: dpa

Sein größter Wunsch ist es, keine Geschenke zu bekommen. „Bitte nicht!“, rief Silvio Berlusconi seinen Verehrern und Schmeichlern in einem Interview mit dem hauseigenen Klatschmagazin „Chi“ zu, kurz vor seinem 80. Geburtstag an diesem Donnerstag. Echte Freunde in der Politik? „Fällt mir keiner ein“, konstatierte der viermalige italienische Premier. Stattdessen scheint alles auf Rückzug ins Private programmiert. Berlusconis fünf Kinder werden zur Feier in die Villa San Martino in Arcore bei Mailand kommen, dazu ein paar Vertraute sowie seine Freundin Francesca Pascale. Bunga Bunga war gestern.

Auch seine sechs männlichen Enkel hat er den Lesern von „Chi“ auf der Titelseite präsentiert. Wie Orgelpfeifen posieren sie, natürlich mit ihm, dem sichtbar gealterten, aber zweifellos glücklichen Patriarchen im Hintergrund. „Sie sind meine Zukunft“, behauptete Berlusconi. Er wolle nun mehr Zeit mit der Familie verbringen, mit den Menschen, die ihm wichtig sind. Das klingt so, als steuere die unglaublichste italienische Saga der vergangenen 20 Jahre langsam auf ihr Ende zu. „Mit der Operation ist mir bewusst geworden, dass ich ein Mann von 80 Jahren bin“, sagte der Senior.

Vier Wochen lang lag Berlusconi in diesem Sommer nach einer Herzoperation im Krankenhaus. Seinen Fußballverein, den AC Mailand, verkaufte er jüngst an Unternehmer aus China. Die von ihm gegründete Partei Forza Italia dümpelt in den Umfragen bei etwa zehn Prozent. „Politik hat mich nie begeistert“, gestand der Medienunternehmer, dem immer noch drei Fernsehkanäle in Italien gehören. Die Leitung der Familienholding Fininvest hat seit 2005 Berlusconis älteste Tochter Marina inne, von der es immer wieder hieß, sie werde eines Tages auch das politische Erbe des Vaters antreten. Er selbst sei 1994 nur deshalb in die Politik gegangen, „um den Aufstieg der Kommunisten zu verhindern“, sagte Berlusconi. Ist es jetzt also wirklich vorbei?

Auch die italienischen Medien wissen nicht genau, wie ernst sie den 80-jährigen Mailänder noch nehmen müssen, der in den vergangenen Jahren mit Prozessen oder wegen des Umgangs mit jungen Damen namens Noemi Laetizia, Patrizia D'Addario, Karima El Mahroug alias Ruby Rubacuori Schlagzeilen machte. „Der Cavaliere ist im Abseits“, schreibt L'Espresso. „Er arbeitet an seinem eigenen Gedenken“, behauptet der Corriere della Sera.

Mit seinem Rücktritt als Premier im Jahr 2011 ging die Phase der politischen Verantwortung zu Ende, wenn man bei Berlusconi überhaupt von Verantwortung sprechen kann. Der ehemalige Staatsanwalt Antonio Di Pietro ist bis heute überzeugt, Berlusconi sei nur deshalb in die Politik gegangen, um der Justiz zu entkommen.

Unterdessen mischte und mischt der Ex-Cavaliere weiter mit. Ein Reformpakt mit dem aktuellen Ministerpräsidenten Matteo Renzi ließ Berlusconi im Februar 2015 platzen. Ernstzunehmende Nachfolger hat Berlusconi immer zu verhindern gewusst. Auch der tapfere Ex-Unternehmer Stefano Parisi, der derzeitige Kandidat, der das politische Erbe des Patriarchen antreten soll, spürt schon wieder Gegenwind. Am Ende zählt doch immer nur er, Silvio. Berlusconi verfügt immer noch über insgesamt knapp 100 Abgeordnete im Parlament und verhindert eine echte Neugründung des konservativen Lagers in Italien. Als es neulich darum ging, das gerade erst verabschiedete Wahlgesetz neu zu verhandeln, bemerkte Premierminister Renzi: „Mal sehen, was Berlusconi dazu sagt.“

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