Interview mit früherem Spitzenkandidaten Das sagt Bernd Lucke über seine Zeit bei der AfD

Bonn · Bernd Lucke war 2014 AfD-Spitzenkandidat zur Europawahl. Im Interview spricht er über den Einfluss von Russland auf Rechtspopulisten in Europa, die Verbindungen der AfD zur FPÖ und den Euro.

 Bernd Lucke beim Gespräch in der GA-Redaktion.

Bernd Lucke beim Gespräch in der GA-Redaktion.

Foto: Benjamin Westhoff

Können Sie sich vorstellen, dass Russland Einfluss auf die Rechtspopulisten in Europa nehmen will?

Bernd Lucke: Ich bin fest davon überzeugt, dass Russland das tut.

Inwiefern?

Lucke: Wir wissen, dass die Russen das beim Front National getan haben und dass Salvini sehr russlandfreundlich ist. Wir sehen jetzt, dass Strache russischer Einfluss willkommen war und in anderen Kontakten vielleicht stattfand. Wir wissen auch, dass hohe AfD-Funktionäre auf russische Kosten nach Russland geflogen wurden.

Auch schon unter Ihrer Führung?

Lucke: Nein, aber es gab umfangreiche subversive Tätigkeiten in der AfD, die gegen mich gerichtet waren. Ich hatte immer den Eindruck, dass die aus Russland gesteuert wurden, aber ich konnte es nie beweisen. Das wird man wohl auch nie können, weil der russische Geheimdienst viel zu geschickt ist, um sich von Laien ertappen zu lassen.

Die AfD ist heute mit der FPÖ verbandelt. Damals auch schon?

Lucke: Nein. Als ich Parteivorsitzender war, haben wir beschlossen, uns von allen ausländischen Parteien fernzuhalten. Denn alle respektablen ausländischen Parteien waren in einer freundschaftlichen Beziehung zu einer der etablierten deutschen Parteien. Mit FPÖ, UKIP oder Front National wollten wir nichts zu tun haben.

Mit den Liberal-Konservativen Reformern (LKR) wollen Sie den Einzug ins Parlament schaffen. Was trauen Sie selbst Ihrer Partei zu?

Lucke: Zwischen ein und drei Mandate. Weil es keine Fünf-Prozent-Hürde gibt, reichen ja schon rund 200 000 Stimmen oder knapp 0,6 Prozent für ein Mandat.

Es gibt Liberale, es gibt Konservative. Warum sollen die Wähler denn gerade Sie wählen?

Lucke: Wir sind für die EU, aber so, wie Union, SPD und FDP sie geformt haben, funktioniert sie in vielen Bereichen nicht gut: Eurokrise, Flüchtlingskrise, Dieselkrise. Das ist auf schlechte Gesetzgebung und große politische Fehler der etablierten Parteien zurückzuführen. Mit uns gäbe es sichere Grenzen, stabilere Banken und eine schlankere EU mit weniger Bürokratie und Regulierung.

Wie halten Sie es mit dem Euro?

Lucke: Ich halte ihn für eine ungeeignete Währung, weil er das Wachstum in Europa dauerhaft geschwächt hat. Südeuropa leidet noch immer und ist am Rand des Bankrotts. Unsere Steuergelder können das nicht heilen. Wir sollten ein Austrittsrecht aus dem Euro schaffen, damit die schwachen Staaten den Euro verlassen können, ohne aus der EU austreten zu müssen.

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