Joachim Stamp Bonner will NRW-Landeschef der FDP werden

BONN · Der Bonner Joachim Stamp stellt sich an diesem Samstag der Wahl zum Landeschef der FDP in Nordrhein-Westfalen. Stamp möchte in Neuss Nachfolger von Christian Lindner werden.

 Joachim Stamp, der stellvertretende NRW-Ministerpräsident und Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration.

Joachim Stamp, der stellvertretende NRW-Ministerpräsident und Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration.

Foto: dpa

Am späten Sonntagabend, als mit dem Auszug seiner Partei, der FDP, die Sondierungen in Berlin zu Ende waren, war Joachim Stamp sehr enttäuscht. „Bei Einwanderung und Flüchtlingen wäre ein großer Wurf möglich gewesen“, sagt der NRW-Integrationsminister, der in Berlin mit am Tisch saß. An diesem Samstagabend will der 47-Jährige aus dem Bonner Stadtteil Röttgen nicht schon wieder eine Enttäuschung verkraften müssen. Danach sieht es auch nicht aus. Stamp möchte beim Landesparteitag in Neuss Nachfolger von Christian Lindner als FDP-Landesvorsitzender werden. Weil es wohl keinen Gegenkandidaten geben wird, dürfte die Sache klar sein.

Unterschiede in der politischen Ausrichtung sind nicht zu erwarten. Wie Lindner spricht auch Stamp davon, dass die FDP auf Landesebene die Stimme der sozialen Marktwirtschaft bleiben soll, dass die Bildung das wichtigste Thema ist und dass Fragen der Familien-, Flüchtlings- und Integrationspolitik vorrangig gelöst werden müssen.

Stamp erwähnt dann auch gern, dass gerade diese Themengebiete im Kabinett Laschet von den FDP-Ministern Andreas Pinkwart, Yvonne Gebauer und ihm selbst vertreten werden. Nicht vergessen will er auch Landtagsfraktionschef Christof Rasche und Generalsekretär Johannes Vogel, mit denen er ein gutes Team bilde. Stamp ist die Mannschaft wichtig, in der er ein Teil ist.

Schon als Fußballer bei Rot-Weiß Röttgen – in der Jugend als Torwart, bei den Erwachsenen als Innenverteidiger – sei ihm eine geschlossene Mannschaftsleistung besonders wichtig gewesen, sagt er. Geschlossen und einig sieht er auch den Landesverband. „Das ist ein ganz großer Vorteil gegenüber früheren Zeiten bei der FDP.“ Die Möllemann-Zeit ist in der Partei nicht vergessen. Auch weil der Landesverband noch heute Schulden abbezahlen muss, die aus der Zeit von vor 15 Jahren stammen.

Im Land sind die Liberalen seit der Wahl im Mai wieder obenauf: 12,6 Prozent, ein Ergebnis, das Stamp am Wahlabend die Sprache verschlagen hatte. Ein einmaliger Ausrutscher nach oben soll das nicht gewesen sein. „Wir wollen unsere Ergebnisse dauerhaft bei zehn Prozent plus X verstetigen.“ Wie soll das gehen?

„Mit einem festen Wählerstamm, der oberhalb von acht Prozent liegt.“ Stamp nennt ein Vorbild, das überrascht: „Das ist den Grünen mit einer konsequenten Wählerbindung über zwei Jahrzehnte gelungen.“ Außerdem will der Mannschaftsspieler die Basis verbreitern. Jene Mitglieder, die über ihre Berufe oder ein Interesse für Themen ein großes Wissen haben, wolle er mehr einbinden – und für Bundes-, Landes- oder Kommunalpolitik begeistern.

Wie Letzteres geht, weiß Stamp besser als jeder andere Liberale im Land, hat er doch seinen Wahlkreis Röttgen/Ückesdorf bei drei Ratswahlen gewonnen – zweimal mit Ergebnissen um die 65 Prozent. Die FDP war schon seine politische Heimat, als er noch nicht volljährig war. Ein politisches Vorbild habe er nicht, sagt er.

Doch wenn er von seinen Einsätzen im Volkskammerwahlkampf 1990 im Team von Hans-Dietrich Genscher erzählt, dann kann man ihm anmerken, wie ergriffen der damals 19-Jährige war: „Die Euphorie der Menschen um Genscher, das war einfach unglaublich. Später, als ich ihn näher kennenlernte, war ich tief beeindruckt von seinem Humor und der hohen Professionalität auch noch im hohen Alter.“

Humor ist nicht unbedingt Stamps Sache, die Eloquenz Lindners auch nicht, schon eher die Professionalität und Akribie bei der Bearbeitung von Themen – sicher keine schlechten Attribute für den Landesvorsitzenden einer Partei.

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