Kommentar zu Reaktionen auf "Maria 2.0" Anliegen ernst nehmen

Meinung | Bonn · Die Initiative "Maria 2.0" scheint mit ihren Forderungen einen Nerv getroffen zu haben. Das Erzbistum gibt in diesem Zusammenhang ein trauriges Bild ab, kommentiert GA-Redakteur Bernd Eyermann.

Es scheint, als hätten die Initiatorinnen von „Maria 2.0“ mit ihrem Aufruf einen Nerv getroffen – zum einen bei vielen engagierten Frauen in der katholischen Kirche, die endlich ein Ventil sehen, um ihren lange Jahre aufgestauten Ärger rauszulassen, zum anderen aber auch bei den Bischöfen, die offenbar zum Teil gar nicht wissen, wie sie mit dem Protest umgehen sollen: die Aktion ablehnen, beschwichtigen, offen Sympathie zeigen, auf den laufenden Dialog verweisen oder, wie der Kölner Kardinal, schweigen. Die einzige offizielle Reaktion aus dem Generalvikariat kommt von der Hauptabteilungsleiterin Seelsorge, die allerdings zu den Wünschen von „Maria 2.0“ nichts sagt. Ein trauriges Bild, das das Erzbistum hier abgibt.

Wer da protestiert, demonstriert oder auch streikt, ist ja nicht irgendjemand. Nein, es sind gerade jene Frauen (zum Teil auch Männer), die ehrenamtlich in der Kirche aktiv sind, die den Laden am Laufen halten – Familiengottesdienste und Kirchcafés vorbereiten, Alte und Kranke besuchen, den Service in den Büchereien übernehmen oder auch in Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand mitarbeiten. Würden sie sich auf Dauer zurückziehen, stünde zwar nicht die Existenz der Kirche auf dem Spiel, doch diese würde um ein Vielfaches ärmer.

Natürlich wird in Köln, München oder Berlin nicht darüber entschieden, ob eine Frau Diakonin oder gar Priesterin werden darf. Dazu ist die katholische Kirche zu sehr Weltkirche und hierarchisch organisiert. Aber es wäre an der Zeit, den inzwischen Hunderttausenden an Unterstützern von „Maria 2.0“ zumindest ein Signal zu geben, dass die Oberhirten ihre Anliegen ernst nehmen. Vielleicht mit einem Sondertreffen der Deutschen Bischofskonferenz. Sie müssen ja nicht zu allen Forderungen Ja und Amen sagen.

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