Weltwirtschaftsforum in Davos Angela Merkels macht Absage an Donald Trump

Genf · Bundeskanzlerin Angela Merkel hält in Davos ein Plädoyer für internationale Zusammenarbeit. Dabei verschweigt sie aber auch die Schwächen und Schwierigkeiten des Multilateralismus nicht.

 Erntete viel Beifall für ihre Rede in Davos: Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Erntete viel Beifall für ihre Rede in Davos: Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Foto: AP

Angela Merkel nutzte die große Bühne: Vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos warb die deutsche Regierungschefin eindringlich für eine enge Zusammenarbeit der Staaten, um die großen globalen Krisen zu meistern. Alles andere als der Multilateralismus werde „uns ins Elend führen“, warnte die Bundeskanzlerin. Als Gefahren und Herausforderungen für die Welt nannte sie den Klimawandel, Cyberattacken, Künstliche Intelligenz und Armut.

Damit erteilte Merkel unilateralen Politikentwürfen, wie sie US-Präsident Donald Trump verficht, eine eindeutige Absage. Wer sage, der Welt gehe es am besten, wenn jeder an sich denke, liege falsch. Der Auftritt der CDU-Politikerin galt als einer der Höhepunkte des Kongresses in dem Schweizer Alpenstädtchen, auf dem sich jedes Jahr Tausende Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft tummeln.

Merkel sprach als einzige Staats- und Regierungschefin aus einer der vier großen westlichen Wirtschaftsmächte in Davos. US-Präsident Trump, Großbritanniens Premierministerin Theresa May und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten ihr Kommen abgesagt. Die Kanzlerin verteidigte die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen als Korsett der internationalen Ordnung, dem die Menschen viel zu verdanken hätten. So sei die extreme Armut auf der Welt seit dem Beginn der 70er Jahre stark zurück gedrängt worden.

Merkel benannte auch die Schwierigkeiten des Multilateralismus, so seien internationale Institutionen wie die Weltbank oder der Währungsfonds nur schwer zu reformieren. Die Kanzlerin erlaubte sich auch noch einen Ausflug in die Geistesgeschichte und lobte Max Webers Konzept der „Verantwortungsethik“.

Vor der Bundeskanzlerin hatte der Regierungschef Japans, Shinzo Abe, das Wort ergriffen. Im Gegensatz zu Merkel gerierte sich Abe jedoch wie ein Verkäufer, der sich mit der Aufzählung seiner vielen Erfolge brüstet. Die Rückkehr des Wachstums nach Japan, die rekordhohe Erwerbsbeteiligung von Frauen und Menschen über 65 Jahre, gestiegene Löhne – das alles schrieb sich Abe auf die Fahnen. Nachdem der Mann aus Tokio die Manager zum Investieren in Japan eingeladen hatte, gab er auch noch ein Bekenntnis zur internationalen Kooperation ab. So müssten die USA, Europa und Japan in der Welthandelsorganisation an einem Strang ziehen.

Der Chef des Forums, Klaus Schwab, zeigte sich von Abes Einlassungen angetan. Besonders gefiel Schwab der Hinweis, dass fortgeschrittenes Alter kein Hindernis im Berufsleben sein sollte. Schwab wird im März 81 Jahre alt.

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