Grünen-Spitzenkadidatin Löhrmann 98,5 Prozent - "Das haut selbst mich vom Hocker"

Essen · NRW-Grüne wählen Schulministerin Sylvia Löhrmann mit 98,5 Prozent zu ihrer Spitzenkandidatin. Sie kündigt an, die rot-grüne Landesregierung fortsetzen zu wollen - diesmal allerdings in einer stabileren Mehrheit.

 Führt die Grünen in die Neuwahl: Sylvia Löhrmann.

Führt die Grünen in die Neuwahl: Sylvia Löhrmann.

Foto: dpa

Mit 23 Abgeordneten sind die Grünen vor zwei Jahren in den NRW-Landtag eingezogen, genau zwölf Prozent der Stimmen hatten sie geholt. So viel Grün war in Nordrhein-Westfalen zuvor noch nie.

Doch das reicht der Partei diesmal nicht. "Die grüne Erfolgsgeschichte hat mit dem 9. Mai 2010 angefangen. Das wollen wir jetzt noch mal toppen", ruft Sylvia Löhrmann an diesem Freitagabend den 260 Parteifreunden beim Grünen-Landesparteitag in der Essener Messe zu.

Die Schulministerin ist in der rot-grünen Minderheitsregierung die unangefochtene Spitzenfrau des kleinen Koalitionspartners gewesen. Die Delegierten wissen das und wählen sie mit 98,5 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin der NRW-Grünen für die Landtagsneuwahl am 13. Mai. "Das haut selbst mich vom Hocker", sagt Löhrmann. Vor zwei Jahren hatte sie 86,8 Prozent erzielt.

Vor ihrer Wahl hatte sie deutlich gemacht, dass die Grünen es waren, die die SPD in die Minderheitsregierung getrieben hatten. "Nicht auszudenken, wenn Schwarz-Gelb im Bundesrat eine Mehrheit für weitere Steuergeschenke gehabt hätte. Allein dafür war es richtig, Hannelore Kraft von der Bildung dieser Regierung zu überzeugen."

Löhrmann erinnert an das Stadtwerke-Rettungsgesetz, den Windkrafterlass, die Abschaffung von Kopfnoten und Studiengebühren. "All das und noch viel mehr haben wir durchgesetzt." Und sie nimmt die Delegierten mit. "Wollen wir Norbert Röttgen und der CDU das Energieland Nummer eins überlassen?", fragt sie. "Nein", rufen die Grünen im Saal. Nordrhein-Westfalen sei das Land der Solidarität und der Vielfalt. "Wollen wir das Christian Lindner und der FDP überlassen?" Und wieder schallt ihr das "Nein" der Delegierten entgegen. Lindner gehe es allein um die Zukunft der FDP. "Uns geht es um die Zukunft Nordrhein-Westfalens", setzt sie unter dem Beifall hinzu.

Den Schulkonsens nennt Löhrmann "unseren Erfolg", weil all das, was von SPD, CDU und Grünen beschlossen worden sei, bereits von einem Grünen-Parteitag 2008 in das Programm geschrieben worden sei. Gezielt sparen, aber auch investieren wolle die Partei - und zwar "in Kinder, Klima und Kommunen".

Ein wenig grenzt sie sich von der SPD ab, die "noch immer das Kohle-Gen" innehabe. Sie kündigt an, die rot-grüne Landesregierung fortsetzen zu wollen - diesmal allerdings in einer stabileren Mehrheit.

Nach Löhrmann wählen die Grünen die Spitzenpolitiker ihrer Partei auf die nächsten Plätze der Landesliste - jeweils ohne Gegenkandidat: Fraktionschef Reiner Priggen, Gesundheitsministerin Barbara Steffens, Umweltminister Johannes Remmel, Schulexpertin Sigrid Beer, den Kölner Verkehrspolitiker Arndt Klocke, Landesparteichefin Monika Düker, Landtagsvizepräsident Oliver Keymis, Ex-Landesvorsitzende Daniela Schneckenburger, Horst Becker, den bisherigen Parlamentarischen Staatssekretär aus Lohmar, und die Kölner Familienpolitikerin Andrea Asch.

Priggen hatte die Lacher auf seiner Seite, als er über die Spitzenkandidaten von FDP und CDU herzog. Er erinnerte daran, dass Lindner Kraft eine "Rabenmutter" genannt hatte. "In Wirklichkeit ist es doch so, dass die böse Schwiegermutter in Berlin ihre zwei Pflegekinder nach NRW geschickt hat." Dass den Grünen mit den Piraten ein neuer Konkurrent erwächst, darüber schwiegen sie sich fast aus. Nur Priggen wagte sich hier vor, sprach aber nur von der "Partei mit dem albernen Namen".

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