Nach Unfall Wuppertaler Schwebebahn wird bis August stillstehen

Wuppertal · Der Stillstand nach dem beinahe tödlichen Unfall der Wuppertaler Schwebebahn dauert wohl noch mehr als ein halbes Jahr. Die Stadtwerke müssen als Betreiberin aufwendig in Sachen Sicherheit nachrüsten.

Nach einem gefährlichen Beinahe-Unfall im Herbst vergangenen Jahres muss die Wuppertaler Schwebebahn aus Sicherheitsgründen voraussichtlich noch bis zum August stillstehen. Das haben die Wuppertaler Stadtwerke am Montag mitgeteilt. Erst dann werde es wohl möglich sein, das weltberühmte Verkehrsmittel wieder in Betrieb zu nehmen.

18 000 Halterungen der Stromschiene müssten erneuert und verstärkt werden. Außerdem bestehe die Aufsichtsbehörde auf den Einbau von 2500 zusätzlichen Sicherungen, damit sich ein beinahe tödlicher Unfall wie am 18. November vergangenen Jahres nicht wiederholt. Damals war die eiserne Stromschiene auf 350 Metern Länge herabgefallen und hatte beinahe einen 34-jährigen Cabriofahrer erschlagen.

Als Ursache gehen die Stadtwerke inzwischen von einer Kettenreaktion aus. An einer ungünstigen Stelle seien zwei Halterungen kaputt gegangen. Dadurch habe sich die Schiene verstellt. Die Stromabnehmer der Bahnen hätten dann weitere Aufhängungen zerstört. Als acht Aufhängungen zerstört waren, sei die Schiene heruntergefallen.

Dazu beigetragen habe ein Fehler bei der Sanierung der Schwebebahn vor 18 Jahren: Damals sei die Stromschiene - entgegen der Vorgabe - nicht vorgebogen, sondern unter Spannung in der Kurve verbaut worden, in der es zu dem Unfall kam. „Nach sorgfältiger Aufarbeitung muss von einer Verkettung unglücklicher Umstände ausgegangen werden“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Jaeger.

Außerdem sei nun geplant, den Fahrer umgehend zu alarmieren, wenn ein Stromabnehmer abbreche, um eine Kettenreaktion wie im November zu verhindern. Die Mehrkosten werden auf 2,3 Millionen Euro kalkuliert. Die Reparatur der Unglücksstelle werde derzeit vorbereitet.

Die weltberühmte Schwebebahn, wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel in Wuppertal, steht seit 18. November still. Wenn sie in Betrieb ist, nutzen täglich rund 85 000 Menschen die Schwebebahn. Derzeit pendeln ersatzweise Busse entlang der Strecke.

Einen ähnlichen Vorfall hatte es bereits vor fünf Jahren gegeben. Damals war die eiserne Stromschiene auf einer Länge von 260 Metern aus der Verankerung gerissen und in die Tiefe gestürzt. Sie demolierte mehrere Autos, zwei Menschen wurden leicht verletzt. Der Schwebebahn brachte das damals sechs Wochen Zwangspause.

Ein verstellter Stromabnehmer hatte damals die Aufhängung der Stromschiene abgeraspelt. Damit sich dies nicht wiederholt, sind die Stromabnehmer seither mit Sollbruchstellen ausgestattet.

Die Wuppertaler Schwebebahn galt jahrzehntelang als sicherstes Verkehrsmittel der Welt. 1999 war es allerdings bei Sanierungsarbeiten zu einem schweren Unglück gekommen: Ein Zug stürzte in die Wupper, weil ein 100 Kilogramm schweres Metallteil an der Fahrschiene vergessen worden war. Fünf Passagiere starben.

Die Schwebebahn hat seit ihrer Fertigstellung 1901 mehr als 1,5 Milliarden Menschen transportiert. Mit 13,3 Kilometern Strecke und 20 Bahnhöfen ist sie das Rückgrat des Nahverkehrs in der 350 000-Einwohner-Stadt.

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