Keimbelastete Wurst Fast alle NRW-Kreise von Wurst-Rückruf betroffen

Korbach/Köln · Im Skandal um keimbelastete Wurstwaren eines nordhessischen Herstellers wird klar: Produkte der Firma waren auch fast überall in NRW im Umlauf. Für die Behörden hat eine mühsame Arbeit begonnen.

 Blick auf die Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren.

Blick auf die Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Nach zwei Todesfällen durch keimbelastete Wurst aus einem Betrieb in Hessen sind Händler in fast allen Regionen Nordrhein-Westfalens von dem Produktrückruf betroffen. In 48 der 53 Kreise und kreisfreien Städte im Land seien Unternehmen bekannt, die Produkte des Herstellers Wilke bezogen hätten, teilte das NRW-Verbraucherschutzministerium am Samstag auf Nachfrage mit. Weitere Details nannte ein Sprecher nicht. Die örtlichen Veterinär- und Verbraucherschutzämter hätten die betroffenen Betriebe kontaktiert und überwachten nun den Produktrückruf, sagte ein Sprecher des Landesamtes für Verbraucherschutz (LANUV).

In den Produkten des Herstellers Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG aus Twistetal waren mehrfach Listerien-Keime nachgewiesen worden. Den Behörden zufolge gibt es mittlerweile 37 Krankheitsfälle, die möglicherweise mit Wurstwaren der Firma im Zusammenhang stehen. In Südhessen hatte es zwei Todesfälle bei älteren Personen gegeben.

Wegen des Feiertags am Donnerstag hatten die Behörden in NRW teilweise Schwierigkeiten, die betroffenen Händler zu erreichen. In Köln zum Beispiel hat die Stadt erst am Freitag Kontakt zu allen betroffenen Großhändlern herstellen können - drei Tage nach der Schließung des nordhessischen Betriebs. „Wegen des Feiertags wurden vom Verbraucherschutzamt nicht alle Großhändler unmittelbar erreicht“, teilte die Stadt mit. Die Großhändler seien von der Stadt aufgefordert worden, „alle Abnehmer/Kunden der bereits ausgelieferten Ware zu benachrichtigen“.

Die Pflicht, über einen Produktrückruf zu informieren, liege aber auch in erster Linie bei den Groß- und Zwischenhändlern selbst, erläuterte der LANUV-Sprecher. Aufgabe der Ämter sei es lediglich, zu kontrollieren, ob dieses System auch funktioniert.

Die Organisation Foodwatch forderte die zuständigen Behörden in Hessen ultimativ zur Veröffentlichung aller belieferten Betriebe auf. „Es kann ja nicht sein, dass es eine Liste gibt, diese aber nicht veröffentlicht wird“, sagte ein Sprecher am Sonntag. Mit einem Eil-Antrag vom Sonntag an den Landkreis Waldeck-Frankenberg, das Regierungspräsidium Darmstadt und das hessische Verbraucherschutzministerium will die Organisation eine Offenlegung binnen 48 Stunden. Verstreiche diese Frist, wolle man die Veröffentlichung über ein Gericht durchsetzen.

Die Organisation sieht Gefahr im Verzug. Es sei als äußerst wahrscheinlich zu betrachten, „dass sich vom Rückruf betroffene Produkte der Firma Wilke noch im Umlauf“ befänden, heißt es in dem Antrag.

Am Freitag hatte bereits die Kölner Uniklinik Fehler nach dem Rückruf der Wilke-Wurstwaren eingeräumt. Einige Reha-Patienten hätten trotz des Rückrufs noch Wurstwaren der Firma Wilke bekommen, hatte die Klinik mitgeteilt. Ein Sprecher betonte aber: „Die in den Medien genannten, vermutlich kontaminierten Wurstsorten des Herstellers sind in der Uniklinik Köln jedoch nicht verwendet worden.“

Listerien sind in der Natur häufig vorkommende Bakterien. Nur sehr wenige Menschen, die Listerien aufnehmen, erkranken an der sogenannten Listeriose. Bei gesunden Erwachsenen verläuft die Infektionskrankheit meist unauffällig oder nimmt einen harmlosen Verlauf mit grippeähnlichen Symptomen. Gefährlich ist die Infektion für abwehrgeschwächte Menschen: Neugeborene, Alte, Patienten mit chronischen Erkrankungen, Transplantierte und Schwangere. Bei ihnen und bei Ungeborenen kann Listeriose zum Tod führen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort