Rote Liste für Lebensräume Wiesen und Weiden zunehmend gefährdet

Berlin · Düster sieht es vor allem bei Grünland und Streuobstwiesen aus: Knapp zwei Drittel der Lebensraum-Formen in Deutschland sind gefährdet, sagen Experten. Schuld ist vor allem die intensive Landwirtschaft, sagen Naturschutzverbände.

 Wiesen und Weiden in Deutschland sind zunehmend bedroht.

Wiesen und Weiden in Deutschland sind zunehmend bedroht.

Foto: Ralf Hirschberger/Illustration

Wiesen und Weiden in Deutschland sind zunehmend bedroht. Das geht aus Informationen des Bundesamts für Naturschutz (BfN) hervor, die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD)heute vorstellte.

Demnach besteht für knapp zwei Drittel der 863 in Deutschland vorkommenden Lebensraum-Arten eine "angespannte Gefährdungslage", verursacht unter anderem durch intensive Landwirtschaft.

"Dass rund zwei Drittel der hierzulande vorkommenden Lebensraum-Arten gefährdet sind, geht vor allem aufs Konto der intensiven Landwirtschaft und ist Ergebnis einer verfehlten Agrarpolitik", sagte der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, in einer Reaktion. Der Umbau Deutschlands zur "Fleischfabrik" sei in den vergangenen Jahren leider stark vorangetrieben worden. "Der Verlust von Insekten- und Vogelarten sowie vieler seltener Pflanzen wird sich fortsetzen, wenn die nächste Bundesregierung nicht endlich die Agrarwende angeht."

Auch Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz in Deutschland bei der Umweltstiftung WWF, übte Kritik. "Die ständige Intensivierung der Landwirtschaft ist ein echter Biotop-Killer", sagte sie. "Weiden, Wiesen und Äcker verändern sich dramatisch, werden von überdüngten, gleichförmigen Monokulturen verdrängt." Die klassischen Wald- und Wiesenvögel, Schmetterlinge und Feldhamster verschwänden gemeinsam mit ihren Lebensräumen. "Es droht eine stumme, monotone Kulturlandschaft."

Besonders deutlich verschlechtert hat sich die Lage den BfN-Daten nach beim Grünland, aber auch Streuobstwiesen stehen vermehrt unter Druck. Positive Entwicklungen gab es dagegen bei Küsten-Biotopen sowie an vielen Flüssen und Bächen, die zum Beispiel von Renaturierungsprojekten und besseren Kläranlagen profitieren. Für Grundwasser gilt das aufgrund der hohen Stickstoffbelastung durch Dünger nicht, auch viele stehende Gewässer sind weiterhin belastet.

"Viele Seen und Flüsse sind durch den hohen Nitratgehalt und durch Pestizide belastet und damit weit entfernt von einem guten Zustand", sagte der BUND-Vorsitzende Weiger. "Für die schlechte Qualität vieler Gewässer sind die Intensivtierhaltung und eine auf Gewinnmaximierung bedachte Agrarindustrie verantwortlich."

Die neue Rote Liste gefährdeter Biotop-Typen dient als Handbuch für Naturschutz-Pläne in Deutschland. Die neue Liste aktualisiert die Fassung von 2006. Es gibt viele verschiedene Lebensraum-Arten in Deutschland, etwa 46 Typen fließende Gewässer und 20 Typen von Äckern und Ackerbrachen.

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