„Willkommen von der Neusser Straße in Köln...“ Fußballkommentator berichtet aus dem Fenster

Bonn · Keine Fußballspiele, keine Tore und keine Diskussionen über die Entscheidungen der Schiedsrichter. Fußballreporter haben im Moment wenig Arbeit und können sich daher in anderen Bereichen ausprobieren. Zum Beispiel im Alltag.

 Da der Fußball aktuell ruht, haben Kommentatoren aktuell Zeit für andere Dinge.

Da der Fußball aktuell ruht, haben Kommentatoren aktuell Zeit für andere Dinge.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Ein Pfiff. Innerhalb von Sekunden bildet sich um den Schiedsrichter eine Traube von Menschen. Es wird gemeckert, es wird gemotzt und am Ende bekommen die Spieler eine Verwarnung. Robert Hunke, seines Zeichens Fußballkommentator, übermittelt im normalen Bundesligabetrieb genau diese Emotionen für die Zuschauer am Fernsehgerät.

Seitdem der Spielbetrieb aufgrund des Coronavirus allerdings ausgesetzt wurde, gibt es in der Sportwelt kaum noch etwas zu kommentieren. So greift Hunke in seinen Videos auf Twitter zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. „Willkommen zur Abendübertragung an der Neusser Straße hier in Köln“, begrüßt Hunke den Zuschauer. Aus dem Fenster seiner Wohnung kommentiert der Journalist das Treiben auf der Straße und weckt damit Erinnerungen an den Kultfilm „Werner-Beinhart!“, in dem die Hauptfigur Werner aus seiner Dachgeschosswohnung heraus in der Rolle des Sportreporters das Treiben auf dem Kieler Wochenmarkt kommentiert.

Hunkes Augenmerk fällt in Köln unter anderem auf einen Transporter, der im Halteverbot steht und mit E-Rollern beladen wird. „Was macht er? Er parkt mitten auf der Straße. Ist der denn verrückt?“, ruft er ins Mikro. Auch der Abstand zweier Fußgänger wird kommentiert und eingeordnet. „Hier sehen wir zwei Herren, die mindestens zwei Meter Abstand halten. Das ist gut, das ist vorbildlich. Souverän!“, kommt Hunke beim Spielzug auf dem Gehweg ins Schwärmen.

Videotagebuch von Zuhause

Hunke ist aber nicht der einzige Reporter, der sich aktuell anderweitig beschäftigen muss. Auch Kultreporter Frank Buschmann meldet sich beispielsweise jeden Tag aus den eigenen vier Wänden und hat dabei immer einen prüfenden Blick auf seine Frau, die gelegentlich im Hintergrund im Garten oder im Haushalt arbeitet. Auch hier kommt so manchmal der Reporter in Buschmann hervor.

Für beide geht es aber nicht nur um Aufmerksamkeit. Die Moderatoren werben in dieser Zeit um Rücksicht, um den Aufenthalt in den eigenen vier Wänden und bedienen sich dazu ihrer Kernkompetenz, dem Reden - auch wenn es manchmal eben nur das Treiben auf der Neusserstraße in Köln ist.

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