Landstraßen Verwirrung über Tempolimit auf Frankreichs Straßen

Paris · Auf französischen Landstraßen gilt generell Tempo 80 – nicht aber im Départment Haute-Marne. Dort beruft man sich auf eine Ausnahmeregelung.

 Symbolfoto.

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Foto: dpa/Philippe Desmazes

Nicolas Lacroix prescht vor. Im französischen Département Haute-Marne darf auf Landstraßen nun wieder 90 Kilometer schnell gefahren werden. Vorher lag die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bei 80 Kilometer pro Stunde. Der Präsident des Départementrats hat die Angestellten der Straßenmeistereien Mitte der Woche angewiesen, die entsprechenden Schilder auszuwechseln. Über die Landstraßen liefen 85 Prozent des Verkehrs in der Region, erklärt Lacroix, der sich von Anfang an gegen die Reduzierung der Geschwindigkeit gestemmt hatte und nun betont, dass sein Département zum Vorreiter in dieser Sache werde.

Zuletzt hatte es in ganz Frankreich einen heftigen Streit um das Tempolimit auf Landstraßen gegeben. Der Grund: Im Juli 2018 hatte die Regierung in Paris beschlossen, dass auf zweispurigen Landstraßen ohne sogenannte bauliche Trennung durch eine Mittelleitplanke generell Tempo 80 zu gelten habe. Die Gründe waren durchaus einleuchtend. Es werde Sprit gespart und die Zahl der Verkehrstoten sollte gesenkt werden, hieß es von Seiten der Regierung, schließlich ist Raserei die Todesursache Nummer Eins im französischen Straßenverkehr.

Doch der Aufschrei unter den Franzosen war groß. Sogar die Gelbwesten, jene Wutbürger aus der Peripherie Frankreichs, forderten das Ende der neuen Geschwindigkeitsregelung. Präsident Emmanuel Macron suchte damals nach einer Möglichkeit, die Gemüter zu besänftigen und entschied sich, unter anderem das Tempolimit wieder zu kassieren. Die offizielle Regelung lautet nun: es gilt in Frankreich generell weiter Tempo 80 auf Landstraßen, doch die einzelnen Départements können Ausnahmen zulassen.

Autofahrer müssen Fuß vom Gas nehmen

Diese Regelung führt in der an Deutschland grenzenden Region Grand Est - zu der auch Haute-Marne gehört - zu einiger Verwirrung. So müssen die Autofahrer im Département Meurthe-et-Moselle und Ardennes weiter den Fuß vom Gas nehmen. Dort gilt auf Landstraßen ohne eine bauliche Trennung noch immer Tempo 80 – vorerst zumindest. Mathieu Klein, Präsident von Meurthe-et-Moselle, kündigte an, dass die Begrenzung auf 80 Kilometern pro Stunde vorerst nur bis Juni 2020 gelten solle, danach werde man noch einmal entscheiden, ob sich das Département dem Nachbarn Haute-Marne anschließt und wieder Schilder mit Tempo 90 aufstellt.

Nicolas Lacroix steht trotz aller Kritik zu seiner Entscheidung. Ihm wird von seinen Gegnern Populismus vorgeworfen, da in der Region die Gelbwestenbewegung sehr stark ist, die das neue Tempolimit vehement ablehnt. „Das Auto gehört hier zum alltäglichen Leben“, kontert der Politiker, „den Führerschein zu verlieren heißt womöglich, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.“ Zudem sei nicht nachgewiesen worden, dass nach dem Einführen von Tempo 80 auf Landstraßen weniger Unfälle passiert seien. Ein kleines Zugeständnis an seine Kritiker macht Nicolas Lacroix allerdings. Neben jedes neue Tempo-90-Schild lässt er einen zusätzlichen Hinweis schrauben. „Zu Ihrer Sicherheit, achten Sie auf die Geschwindigkeit“, steht darauf.

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