Wikileaks US-Soldat Manning gesteht Enthüllungen

Fort Meade · Der mutmaßliche Wikileaks-Informant Manning geht beim Kampf gegen eine lebenslange Haftstrafe in die Offensive. Vor Gericht begründet er, warum er Hunderttausende Geheimpapiere an die Enthüllungsplattform gegeben hat. Er wollte die USA bloßstellen.

Bradley Manning vor dem Gerichtsgebäude im Juni 2012. Archivfoto: AP/dpa

Bradley Manning vor dem Gerichtsgebäude im Juni 2012. Archivfoto: AP/dpa

Der wegen Geheimnisverrats angeklagte US-Obergefreite Bradley Manning hat die Weitergabe Hunderttausender Dokumente an die Enthüllungsplattform Wikileaks zugegeben. Er habe damit eine "öffentliche Debatte" über die amerikanische Diplomatie und Verteidigungspolitik lostreten wollen, sagte der 25-Jährige am Donnerstag bei einer Anhörung vor dem Militärgericht in Fort Meade (Maryland). "Ich glaube, die Depeschen würden uns nicht schaden, aber sie würden peinlich sein", sagte Manning in einer langen Erklärung, um seine Beweggründe zu verdeutlichen.

Zuvor hatte er sich in zehn der 22 Anklagepunkte gegen ihn für schuldig bekannt. Dabei handelte es sich um die weniger schweren Vorwürfe. Auf die schwerste Anschuldigung etwa, "den Feind unterstützt" zu haben, ging er nicht ein. Mit dem Teilgeständnis erhoffe er, einen Vergleich mit einer geringeren Haftstrafe erzielen zu können, meinten Beobachter im Gericht. Bisher droht Manning eine lebenslange Haftstrafe. Die Richterin kann das Schuldeingeständnis jedoch zurückweisen.

Sollte es zu keinem Vergleich kommen, soll der eigentliche Prozess frühestens am 3. Juni beginnen. Dem ehemaligen Geheimdienst-Analysten der US-Armee wird vorgeworfen, während seiner Stationierung im Irak die Internet-Plattform Wikileaks mit 700 000 größtenteils geheimen Dokumenten versorgt zu haben. Die Anklage macht geltend, es gebe erdrückende Beweise, dass Manning "konstant, bewusst und methodisch" interne Dokumente aus regierungseigenen Computern gezogen und dann weitergegeben habe.

Wikileaks hatte die Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie unzählige vertrauliche Diplomatendepeschen im Internet öffentlich gemacht. US-Medien sprechen vom schwersten Fall von Geheimnisverrat in der amerikanischen Geschichte.

Im Januar hatte der Soldat einen symbolischen Sieg vor Gericht errungen: Die Militärrichterin hatte bestätigt, dass seine ursprünglichen Haftbedingungen nicht korrekt waren. Sie erließ ihm 112 Tage einer zukünftigen Haftstrafe. Seine Verteidiger hatten allerdings gefordert, wegen der schlechten Behandlung die Anklage fallenzulassen. Manning hatte nach seiner Verhaftung acht Monate bis April 2011 im Militärgefängnis von Quantico (Virginia) gesessen. Dort musste er nach eigenen Angaben bis zu 23 Stunden am Tag in Einzelhaft verbringen und nackt in seiner Zelle schlafen.

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