Kommentar Urteil gegen Uli Hoeneß - Im Rechtsstaat

Mit dem Richterspruch gegen Uli Hoeneß ist einer der spektakulärsten deutschen Prozesse wegen Steuerhinterziehung zu Ende gegangen. Das Urteil erlangt wegen des Revisionsverfahrens zwar noch keine Rechtskraft, doch es erzeugt schon jetzt eine Signalwirkung wie kein Steuerverfahren zuvor.

Denn das Gericht hat endgültig und für jeden ersichtlich klargestellt: Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, Steuerhinterzieher betrügen die Gemeinschaft und sind zu behandeln wie Kriminelle, es gibt dann keinen Prominenten-Bonus. Somit ist das Urteil auch ein Erfolg für den Rechtsstaat.

Nun kann man immer diskutieren, ob das Strafmaß gerecht ist oder nicht. Hätte es angesichts der irrsinnigen Summen, die Hoeneß hinterzog, nicht noch härter ausfallen müssen? Oder hätte man die Entlastungsmomente - Ersttäter, Selbstanzeige, Geständnis - stärker berücksichtigen müssen?

Letztlich ist diese Diskussion müßig, weil es das gerechte Urteil in einem solchen Fall nie geben kann. Das Urteil kann aber innerhalb der rechtlichen Handlungs- und Beurteilungsoptionen so ausfallen, dass es akzeptiert und respektiert wird. Dies ist hier der Fall.

[kein Linktext vorhanden]Fernab von der juristischen Bewertung hinterlässt ein derart wegweisender Prozess immer auch Spuren in der Gesellschaft, in der Politik, im Sport, in der Wirtschaft. Und es gibt die menschliche Komponente. Hoeneß lebte ganz offensichtlich in einer Welt, die mit dem normalen Alltag nichts zu tun hatte.

Hoeneß war der Macher, der Herrscher. Einer, der seine Regeln selbst bestimmte und nach dem sich alle zu richten hatten. Es war eine Welt, in der er irgendwann mit Millionen Euro jonglierte wie mit Spielgeld. Was für andere Menschen unglaublich, irrwitzig klingt, war sein Alltag. Insofern ist es auch erlaubt, ein wenig Mitleid zu empfinden. Allerdings nur ein wenig.

Denn am Ende präsentierte sich im Gerichtssaal ein Mann, der nicht wirklich bereute, der die aufrichtige Demut vermissen ließ. Und auch den Respekt vor dem Gericht. Wer in der Woche der Verhandlung zum Champions-League-Spiel seiner Bayern geht, als sei nichts geschehen, hat bis zum Ende nicht verstanden, um was es geht. Sollte das Urteil auch vor dem Bundesgerichtshof bestehen, hat Hoeneß das wichtigste Spiel seines Lebens verloren.

[kein Linktext vorhanden]Doch es gibt weitere Verlierer. Dem FC Bayern München kommt sein Gesicht, seine Integrationsfigur abhanden. Der Verein ist bis ins Mark erschüttert. Verlierer sind zudem die Mitglieder des Aufsichtsrats. Die mächtigen Vorstände von Telekom, VW, Adidas und anderen, die in ihren Konzernen (zu Recht) auf sauberes und korrektes Verhalten achten müssen, haben Hoeneß bis zum Schluss die Treue gehalten. Er musste seine Ämter nicht einmal ruhen zu lassen. Das war ein schwerer Fehler, der massiv Glaubwürdigkeit gekostet hat.

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