Bei der "Sauerkirche" die "Reißlinie" ziehen Unsere schönsten Verschreiber des Jahres 2017

Bonn · Was unsere Leser im Verlauf des Jahres nicht lesen mussten, jetzt aber dürfen. Hier sind die schönsten Irrtümer, vor denen uns die Korrektoren in diesem Jahr bewahrt haben.

 Die Kirchenkirsche.

Die Kirchenkirsche.

Foto: GA Grafik

Wenn man „Sauerkirchen“ gut abtropfen lässt, bessert sich – trotz manchen Stoßgebetes – nicht automatisch deren Laune, und die „Pfarrkirsche“ ist dafür kein Steinobst. Ja, es ist wieder passiert – und leider nicht nur einmal. Wo viele Menschen mit Sprache arbeiten, unterlaufen selbst Profis Fehler. Wenn in der mitunter aufkommenden Zeitnot mancher Finger auf der falschen Taste landet, ist das Malheur nicht weit. Es sei denn, unser Korrektorenteam greift noch rechtzeitig ein und verhindert den gedruckten Fehler im Blatt. Das ist oft gelungen, allerdings nicht immer. Für Letzteres bitten wir zum Jahresende aufrichtig um Entschuldigung. Die verhinderten Fehler sind andererseits ein Quell ungewollter Heiterkeit – und daran wollen wir unsere Leser teilhaben lassen.

Als etwa das Stauland Nordrhein-Westfalen mal wieder Thema war, muss ein handwerklich beseelter Kollege vorm Computer gesessen haben, dem der „verstopfte Abfluss von der A 4“ als Problem auffiel. Und wo wir schon beim Stillstand sind: „Wochenlang warteten sie stundenlang am Schalter“, hieß es an anderer Stelle, was auf eine gewisse Unentschlossenheit des Autors schließen lässt. Von ähnlicher Kunstfertigkeit zeugt diese Information: „Der Eintritt kostet wie üblich keinen Eintritt.“ Da möchte man es dem Wirt nachtun, der die „Reißlinie“ zog.

Oder man nimmt es sportlich, bis einem der „Eischnellläufer“ begegnet und sich Erinnerungen an längst vergangene Kindergeburtstage einstellen. Mitleid regt sich für den überschaubar erfolgreichen Wettkämpfer, von dem es heißt: „Die Liste seiner Erfolge ist dreistellig.“ So könnte es beispielsweise kommen, wenn „ein Teamwettkampf und ein Einzel (beim Skispringen) auf dem Problem“ stehen.

Polizei mehr zeigt mehr „Präsens“

Wie gut, dass die „Champions“ dafür im Lokalteil in Scheiben geschnitten wurden, um eine Mahlzeit zu vervollkommnen. Vielleicht muss man dafür nicht unbedingt im „bordeauxtoten Gehrock“ die Bühne betreten, um „Heinrich Heines Loreley-Gericht zu rezitieren“. Das mag sich dann unter folgender Überschrift gefunden haben: „80 rheinische Rezepte mit einer Brise Lokalkolorit“ – da weht direkt ein frischer Wind durchs Blatt. Nur mit maritimen Grundkenntnissen lässt sich wohl folgende Einsicht erlangen: „Das Brot, mit dem neue Ufer erreichbar sind, ist die Kultur.“

Womit sich das „Museum als Neuling in der Brache“ empfiehlt, der es an sittlichem Nährwert mangelt. Apropos Sitten: Die müssen schwer verfallen gewesen sein, wenn Valentin seinerzeit „trotz eines Verbots der Römer besonders viele Paare ehelichte“. Und wie kam der Mann damit zu seiner späteren Heiligsprechung? Überhaupt stellt sich manches im Rückblick auf die Historie rätselhaft dar: Im Mittelalter, hätten wir Sie fast belehrt, „verdiente ein Mäusefänger“ auf der Godesburg „etwa ein Zehntel der Torwächter“. Das muss für Letztere recht schmerzhaft gewesen sein – und selbst in finsteren Zeiten doch eher kriminell.

Da hilft in unseren Tagen, dass die Polizei mehr „Präsens“ zeigt, also im Prinzip gegenwärtig ist. Sollte sie auch sein, um einen Unfall zu verhindern, wenn sich die Teilnehmer einer Veranstaltung „auf Gleis 1“ treffen. Oder wenn es heißt: „Hund bricht in die Sieg ein.“ Und zwar eiskalt.

Abschließend erröten wir leicht mit jenem Auszubildenden im Friseurhandwerk, der vor einigen Tagen „dann erstmals eine Kundin färben“ durfte. Es wird sich, da sind wir einigermaßen sicher, nur um das Haar der betroffenen Dame gehandelt haben. Andernfalls wäre eine der von uns angebotenen „Betriebsbeschichtungen“ fällig.

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