Um mehr als die Hälfte Umsatz von medizinischem Cannabis in Deutschland stark gestiegen

Berlin · Wie aus einer Kleinen Anfrage hervorgeht, ist der Umsatz von medizinischem Cannabis in Deutschland vergangenes Jahr bemerkenswert angestiegen. Eine FDP-Politikerin fordert, mehr Cannabis hierzulande zu produzieren, anstatt auf Importe zu setzen.

 Symbolfoto.

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Foto: picture alliance / ABIR SULTAN/d

Die Nachfrage nach medizinischem Cannabis ist in Deutschland im vergangenen Jahr stark gestiegen. Die Umsätze mit cannabishaltigen Medizinprodukten wuchsen 2019 von 8,23 Millionen Euro im Januar auf 12,44 Millionen Euro im Oktober, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Das sei ein Anstieg um 51 Prozent. Der Sprecher der FDP für Sucht- und Drogenpolitik, Wieland Schinnenburg, forderte die Bundesregierung dazu auf, mehr Cannabis in Deutschland produzieren zu lassen und nicht weiterhin auf Importe zu setzen.

Seit März 2017 können Ärzte ihren Patienten unter bestimmten Voraussetzungen medizinisches Cannabis als Kassenleistung verschreiben. Die Kassen müssen dem aber zustimmen. Voraussetzung ist laut Gesetz, dass alle sonst üblichen Therapien versagt haben.

Stark erhöht haben sich den Angaben zufolge im vergangenen Jahr die Umsätze mit cannabishaltigen Zubereitungen: Sie stiegen zwischen Januar und Oktober um fast 75 Prozent von 2,97 Millionen Euro auf 5,2 Millionen Euro an, wie zuerst die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) berichtet hatten. Um knapp 39 Prozent wuchsen demnach die Umsätze mit unverarbeiteten Cannabisblüten, von 3,74 Millionen Euro auf 5,2 Millionen Euro.

Mit dem Arzneimittel Sativex, das bei schwerer Spastik aufgrund einer Multiplen Sklerose zum Einsatz kommt, wurden dem Bericht zufolge im Oktober 1,96 Millionen Euro Umsatz erzielt - rund 540.000 Euro mehr als im Januar. Mit je 61 Millionen Euro sowohl im Januar als auch im Oktober blieb der Umsatz mit dem Medikament Canemes, das vor allem Patienten in Chemotherapien verwenden, stabil. Für das letzte Quartal 2019 lagen der Bundesregierung noch keine Zahlen vor.

Noch kommt das medizinische Cannabis aus dem Ausland, Cannabisblüten vor allem aus den Niederlanden, Kanada und Portugal, Cannabisextrakte ausschließlich aus Kanada. Das Medikament Sativex kommt aus Großbritannien, Canemes haben deutsche und österreichische Hersteller angemeldet. Ab dem letzten Quartal 2020 soll das erste in Deutschland produzierte medizinische Cannabis geliefert werden: Die Jahresplanmenge der Bundesregierung umfasst 2,6 Tonnen des Stoffes.

Für den FDP-Politiker Schinnenburg ist das zu wenig: Er dringt darauf, die Produktionsmengen auf 50 Tonnen im Jahr zu erhöhen. So könne man die steigende Nachfrage bedienen und medizinisches Cannabis „Made in Germany“ zu einem Exportschlager machen. „Bei vielen Menschen zeigt eine Therapie mit Medizinalcannabis eine gute Wirkung“, sagte der Zahnarzt dem epd. Die Bundesregierung tue jedoch kaum etwas, um die Versorgung in Deutschland zu sichern.

(epd)
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