Unfälle Stimmenrekorder der abgestürzten Egyptair-Maschine geborgen

Kairo · Noch immer ist unklar, warum ein Egyptair-Passagierjet über dem Mittelmeer abgestürzt ist. Seit Wochen suchen Schiffe die Flugschreiber. Kann das Rätsel jetzt endlich gelöst werden?

 Die Besatzung der "John Lethbridge" hatte im Mittelmeer an mehreren Stellen Wrackteile gefunden.

Die Besatzung der "John Lethbridge" hatte im Mittelmeer an mehreren Stellen Wrackteile gefunden.

Foto:  F. Bassemayousse/Dos Ltd

Ermittler haben den Stimmenrekorder der abgestürzten Egyptair-Maschine geborgen und hoffen nun, die Ursache des Unglücks zu ergründen. Das Gerät sei zwar beschädigt, mit dem Datenspeicher habe aber sein wichtigster Teil gesichert werden können, sagte die ägyptische Untersuchungskommission.

Ein Spezialschiff hatte den Stimmenrekorder geortet, der danach in mehreren Schritten vom Meeresgrund gehoben wurde.

Der Airbus A320 war am 19. Mai mit 66 Menschen an Bord auf dem Weg von Paris nach Kairo über dem östlichen Mittelmeer abgestürzt. Kurz nach Verlassen des griechischen Luftraums sackte das Flugzeug laut der Regierung in Athen auf 4600 Meter ab und verschwand dann vom Radar.

Ein zweiter Flugschreiber von Flug MS804, der Datenrekorder, wird nach wie vor gesucht. Die Ermittler gehen davon aus, dass er noch bis Ende der nächsten Woche Signale sendet.

Der Stimmenrekorder wird der Untersuchungskommission zufolge zunächst in die Hafenstadt Alexandria gebracht. Er solle danach in Ägypten ausgewertet werden, hieß es aus Ermittlerkreisen. Demnach hat der Flugschreiber die letzten 30 Minuten der Gespräche zwischen den Piloten im Cockpit und den Funkverkehr aufgezeichnet.

Die Untersuchungskommission hatte bereits am Mittwochabend mitgeteilt, dass das Spezialschiff "John Lethbridge" an mehreren Stellen im Mittelmeer Wrackteile gefunden habe. Das Schiff ist nach Angaben der beauftragten Firma Deep Ocean mit spezieller Technik wie Sonar ausgestattet und kann für die Suche in bis zu 6000 Metern Tiefe eingesetzt werden.

Bislang waren von der Egyptair-Maschine nur kleine Wrackteile geortet worden. Diese lagen in einem Gebiet rund 290 Kilometer vor der Küste Ägyptens. Wenige Tage nach dem Absturz hatte das ägyptische Militär bereits erste Aufnahmen von Trümmern, Sitzen und Schwimmwesten veröffentlicht.

Zuletzt hatte es geheißen, dass an Bord des Flugzeugs unmittelbar vor dem Absturz Rauchalarm ausgelöst worden sei. Der Rauch sei aus dem Toilettenbereich im vorderen Teil der Maschine gemeldet worden, hieß es von der französischen Luftfahrtbehörde BEA. Dieser befindet sich bei Maschinen dieses Typs in direkter Nähe des Cockpits. Der Alarm wurde vom ACARS-System registriert - einem digitalen Datenfunksystem zur Übermittlung von automatischen Nachrichten zwischen Flugzeugen und Bodenstationen.

Informationen, es gebe Hinweise auf eine Explosion an Bord, wurden als Spekulation zurückgewiesen. Aus der Untersuchungskommission hieß es bereits vor dem Fund des Stimmenrekorders, bis Ende Juni solle ein Bericht zum Absturz vorgelegt werden.

Das französische Spezialschiff "Laplace" verließ unterdessen das Suchgebiet, wie die Marine des Landes mitteilte. Das mit spezieller Unterwassertechnik ausgestattete Schiff hatte seit Ende Mai bei der Suche geholfen und Anfang Juni auch die ersten Signale eines Flugschreibers empfangen.

Flugschreiber liefern den Ermittlern wichtige Informationen zur Aufklärung von Flugunfällen. Sie bestehen aus zwei Teilen: dem Datenrekorder (Flight Data Recorder) und dem Stimmenrekorder (Cockpit Voice Recorder). Häufig ist die Blackbox in der Signalfarbe Orange gehalten. Das Gehäuse übersteht Abstürze aus großer Höhe und ist wasserdicht. Auf einem Stimmenrekorder sind die Gespräche von Pilot und Co-Pilot sowie weitere Geräusche im Cockpit gespeichert.

In den vergangenen Monaten hatte es bereits mehrere Zwischenfälle mit Flugzeugen aus Ägypten gegeben. Ende März entführte ein Mann mit einer Bombenattrappe eine Egyptair-Maschine nach Zypern. Ende Oktober vergangenen Jahres war ein russischer Ferienflieger über der Sinai-Halbinsel abgestürzt, nachdem an Bord eine Bombe explodiert war. Zu der Tat, bei der 224 Menschen starben, bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die zuständige Ermittlungskommission hat bislang kein Ergebnis veröffentlicht.

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