Rund ums Mittelmeer zu spüren Starkes Seebeben erschüttert Griechenland

Athen · Mitten in der Nacht bebt die Erde. Rund um das östliche Mittelmeer werden die Menschen aus dem Schlaf gerissen. Das Zentrum liegt nahe dem Urlaubsparadies Zakynthos. Opfer gibt es offensichtlich nicht.

 Ein starkes Seebeben im Ionischen Meer hat am frühen Freitagmorgen Griechenland erschüttert und viele Menschen aus dem Schlaf gerissen.

Ein starkes Seebeben im Ionischen Meer hat am frühen Freitagmorgen Griechenland erschüttert und viele Menschen aus dem Schlaf gerissen.

Foto: Google/dpa

In Griechenland war es wenige Minuten vor zwei Uhr nachts. Es fing an mit einem leichten Hin- und Herwackeln, das immer stärker wurde. "Erdbeben! Ich dachte, es endet nie, und stürzte ins Freie", sagte Giannis Tagaris, Anwohner der Region Olympia auf der Halbinsel Peloponnes der dpa.

"Dann sah ich, wie die Lichter auf der vorgelagerten Insel Zakynthos ausgingen", fügte er hinzu. Die Medien in Griechenland schlugen Alarm.

Wenig später kamen die ersten Angaben der Seismologen in Athen: Die Messungen ergaben eine Stärke von 6,4. Das Zentrum lag rund 40 Kilometer südwestlich der Insel Zakynthos. In einer Tiefe von etwa zehn Kilometer unter dem Meeresboden, hieß es. Andere Seismologen gingen von einem Wert von 6,8 aus.

Millionen Menschen waren inzwischen auf den Beinen. Denn der Erdstoß war weit entfernt noch wahrzunehmen: Bis hin ins rund 200 Kilometer entfernte Athen, in der Westtürkei, in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki wurde das Beben gespürt. Auch in Italien, in Albanien und auf Malta wurden viele Menschen aus dem Schlaf gerissen.

Zunächst herrschte die Angst, dass sich eine Katastrophe ereignet hatte. Mit dem ersten Tageslicht kam die Erleichterung: Es gab weder Tote noch nennenswerte Verletzungen, wie die Lokalbehörden und der griechische Zivilschutz übereinstimmend berichteten. Die stabile Bauweise der Häuser auf Zakynthos und die Richtung der seismischen Wellen haben nach Angaben der Seismologen die Insel vor Schlimmerem bewahrt.

"Es war schrecklich. Wir sind aus unserem Haus geflüchtet. Alles liegt auf dem Boden. Auch der Putz kam runter", sagte ein Mann aus Zakynthos im Staatsradio. "Wir sind aber gesund", fügte er hinzu. Es gab einige Erdrutsche und auch die Kaimauer des Hafens von Zakynthos wurde beschädigt. Der Flug- und Fährverkehr fand am Freitag normal statt, berichtete das Staatsfernsehen.

Die Menschen auf Zakynthos wissen welche Gefahr lauert. Die Region des Ionischen Meeres ist latent von Erdbeben gefährdet. Westlich der Inselgruppe verläuft nämlich ein tiefer Graben am Meeresgrund. Dort treffen die europäische und die afrikanische Kontinentalplatte aufeinander. Durch die Reibungen der gewaltigen Platten werden immer wieder starke Beben ausgelöst. Dort befindet sich auch die tiefste Stelle des Mittelmeeres. Es ist das sogenannte Calypso-Tief. Eine 5267 Meter tiefe Riesen-Unterwasserschlucht.

Ins Gedächtnis der Menschen auf den Ionischen Inseln ist ein verheerendes Erdbeben vom Jahr 1953 geprägt. Damals hatte ein Erdbeben der Stärke 7,2 die Inseln Zakynthos, Kefalonia und Ithaka verwüstet. Mehr als 500 Menschen starben. Fast alle Häuser waren dem Erdboden gleichgemacht. Die Überlebenden wurden monatelang von Kriegsschiffen und vom Festland aus versorgt. Viele wanderten aus.

Seismologen gingen am Freitag davon aus, dass dies der Haupterdstoß gewesen ist. "Es wird aber viele Nachbeben geben", hieß es. In den ersten zehn Stunden nach dem starken Erdstoß wurden mehr als 40 Nachbeben mit einer Stärke zwischen 4 und 5,2 gemessen.

Die Schäden waren begrenzt, weil "die seismische Energie sich hauptsächlich in westlicher Richtung - also von Zakynthos weg - entlud", sagte der Seismologe Akis Tselentis im Staatsfernsehen. Zudem gilt für den Bau von Häusern auf den Ionischen Inseln die höchste sogenannte Bau-Stufe Griechenlands. Die Häuser fußen auf tiefen Fundamenten. Stahlbeton muss für das Gerüst der Häuser verwendet werden.

Eine endgültige Entwarnung wollten die Seismologen nicht geben. "In dieser Region wird es immer Seebeben geben. Wir müssen lernen, mit dieser Gefahr zu leben", sagen die Geologen in Griechenland immer wieder.

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