Frage spaltet Forschergemeinde Star-Astronomen diskutieren darüber, wie wir Außerirdische finden

New York · Die Frage, ob es Aliens gibt, beflügelt seit langem unsere Fantasie. Forscher glauben an einen ersten Kontakt in naher Zukunft. Kleine grüne Männchen dürften es aber eher nicht sein.

 Das Parkes-Radioteleskop in Australien (undatierte Aufnahme). (Archivfoto)

Das Parkes-Radioteleskop in Australien (undatierte Aufnahme). (Archivfoto)

Foto: dpa/-

Schwimmen sie unter der Eisschicht des Jupiter-Mondes Europa? Rasen sie in Raumschiffen durchs All? Star-Astronomen aus aller Welt haben am Sonntag darüber diskutiert, wo außerirdische Organismen sein könnten – und wie wir sie finden. „Diese Frage spaltet gerade die Forschergemeinde“, teilten die US-Weltraumbehörde Nasa und die Michigan Technological University mit, die die Debatte organisiert hatten. Sie fand wegen der Corona-Pandemie online statt, die Wissenschaftler reichten ihre Beiträge schriftlich oder per Video ein.

„Innerhalb der nächsten 20 Jahre werden wir große technische Strukturen im All aufspüren“, glaubt zum Beispiel der prominente US-Astronom Seth Shostak. Der Direktor der Sternwarte des Vatikans, Guy Consolmagno, erwartet keine Raumschiffe, sondern die Entdeckung einfacher Lebensformen. Er vermutet, dass wir bald biologische Spuren in dem Wasser finden, das aus Europas Innerem ins All schießt. „Das wäre ein starkes Anzeichen dafür, dass es unterhalb der Eisschicht des Mondes Leben gibt“, schrieb Consolmagno.

Gleich mehrere Forscher teilen diese These. Auf dem Mond Europa, heißt es in vielen Beiträgen, dürften wir am ehesten außerirdisches Leben finden, wenn auch bloß in Form von Mikroben. James Green, der Chef-Wissenschaftler der Nasa, glaubt, dass dies noch vor dem Ende des Jahrzehnts gelingen könnte. Geht es um intelligentes Leben, um Aliens, wie man sie aus Zukunftsromanen kennt, sind die Experten skeptischer. Anders als Shostak halten die meisten es für unwahrscheinlich, dass wir solche Außerirdischen in naher Zukunft entdecken – auch wenn sie überzeugt sind, dass es sie gibt.

Der britische Astronom Martin Rees etwa glaubt, dass wir höchstens Signale „einer elektronischen Intelligenz“ aufspüren werden, erschaffen von einer längst untergegangenen Zivilisation. Denn das Zeitfenster, um organisches Leben zu finden, argumentiert Rees, sei sehr kurz. Er verweist darauf, dass die Erde rund viereinhalb Milliarden Jahre alt ist – aber erst seit wenigen Jahrtausenden höhere Lebensformen beherbergt. Und in nicht allzu ferner Zukunft könnte laut Rees die Lage auf unserem Planeten eine andere sein. „Uns wird eine elektronische Intelligenz nachfolgen“, meint er, „die Milliarden Jahre überdauert“.

Die Forscher tauschten sich auf den Tag genau 100 Jahre nach einem aufsehenerregenden wissenschaftlichen Duell aus. Am 26. April 1920 diskutierten die US-Astronomen Heber Curtis und Harlow Shapley im Smithsonian Museum of Natural History in Washington die Frage, ob die Sonne in der Mitte der Milchstraße ist und ob es weitere Galaxien im Universum gibt.

Heute ist bekannt, dass die Zahl der Galaxien in die Milliarden geht – und dass sich unser Stern in einem Seitenarm der Milchstraße befindet, fernab des Zentrums. „Die Debatte von 1920 half der Menschheit, sich selbst im Universum geografisch zu verorten“, hieß es von den Veranstaltern der Internet-Diskussion. „Die Debatte von 2020 könnte der Menschheit helfen, ihren biologischen Platz zu finden.“

(dpa)
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