Betrug und Untreue in 326 Fällen Spielsüchtiger Direktor begleicht Schulden mit Schulgeld

Braunschweig · Ein Schulleiter aus Salzgitter hat sich am Konto seiner Schule bedient, um Spielschulden zu begleichen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Pädagogen vor, mehr als 170.000 Euro unter anderem auf das Konto seiner Frau umgeleitet zu haben.

 Ein wegen Betrugs und Untreue angeklagter ehemaliger Schulleiter (l), und sein Anwalt Andreas Zott stehen vor Prozessbeginn im Gerichtssaal.

Ein wegen Betrugs und Untreue angeklagter ehemaliger Schulleiter (l), und sein Anwalt Andreas Zott stehen vor Prozessbeginn im Gerichtssaal.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Unter der Last von rund 300.000 Euro Spielschulden hat ein Schulleiter aus Salzgitter auch Konten seiner eigenen Schule geplündert. „An manchen Tagen habe ich bis zu 20.000 Euro verloren“, sagte der 53-Jährige am Dienstag im Braunschweiger Landgericht.

Der Ex-Rektor einer Hauptschule muss sich wegen Betrugs und Untreue in 326 Fällen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Pädagogen vor, mehr als 170.000 Euro unter anderem auf das Konto seiner Frau umgeleitet zu haben. Abrechnungen von Reisekosten und Leistungen des Jobcenters sollen ebenfalls unsauber gelaufen sein.

Die Liste der Taten schien vor Gericht endlos. Monoton trug Staatsanwältin Sonja Walther jeden Fall einzeln vor, am Ende dauerte die Verlesung der Anklageschrift fast ein Stunde.

Der Verteidiger trat danach trat die Flucht nach vorne an und kündigte ein umfassendes Geständnis seines Mandanten an. Auch der Ehefrau wird Beihilfe zur Untreue in 254 Fällen zur Last gelegt - sie will von der Spielsucht ihres Mannes aber nichts gewusst haben.

Die genaue Schadenssumme lässt sich nicht beziffern, einen Teil des Geldes soll der Ex-Schulleiter auch bereits zurücküberwiesen haben. Nachdem das Ausmaß der Taten vor Gericht annähernd geklärt war, gab der Angeklagte einen Blick auf sein jahrelanges Doppelleben - sowohl in der Schule als auch zu Hause bei Frau und Tochter.

Zu Hause flog der Mann seinem eigenen Bericht zufolge nicht auf, weil er für das Geld zuständig war. Konten, Buchführung, Steuererklärung - alles lag in seiner Hand. Dass er irgendwann auch Geld von Schulkonten abzweigen konnte, lag nach seiner Schilderung an fehlender Kontrolle. Ein vorgeschriebenes Vier-Augen-Prinzip umging er einfach. 2016 kam dann doch alles heraus - seitdem ist der Lehrer suspendiert.

Der Prozess am Landgericht Braunschweig wird mit Zeugenbefragungen fortgesetzt - ob das Geständnis das Verfahren beschleunigt, blieb zunächst unklar. Eine zweijährige Therapie wegen seiner Spielsucht hat der Angeklagte bereits abgeschlossen.

(dpa)
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