Erbitterter Rechtsstreit Simeon II. kämpft um Besitz in Bulgarien

Sofia · Es sind schwierige Zeiten für den Ex-König Simeon II. nach der Wende in Bulgarien: Der einstige Hoffnungsträger verliert in dem Balkanland nun seine Schlösser. Der Adelige aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha könnte dort bald obdachlos werden.

 Simeon von Sachsen-Coburg und Gotha, ehemaliger König von Bulgarien.

Simeon von Sachsen-Coburg und Gotha, ehemaliger König von Bulgarien.

Foto: Fernando Alvarado

Er ist verwandt mit großen Königshäusern Europas. Seine Urgroßmutter war Prinzessin Clementine d'Orléans, Giovanna von Savoyen war seine Mutter. Bulgariens letzter König Simeon II. gehört ebenso wie Queen Elisabeth II. zum deutschen Fürstenhaus Sachsen-Coburg und Gotha.

Der heute 81-Jährige hat eine schillernde Geschichte. Doch ein erbitterter Rechtsstreit über das Königserbe in Bulgarien überschattet seit Jahren sein Leben in dem Balkanland.

Nach dem überraschenden - und für viele rätselhaften - Tod seines mit Deutschland verbündeten Vaters Boris III. wird Simeon 1943 als sechsjähriges Kind König der Bulgaren. Ein Jahr später kommen die Kommunisten an die Macht. Sie organisieren 1946 ein Referendum gegen die Monarchie und vertreiben die Königsfamilie.

Der abenteuerliche Weg des damals neunjährigen Königs, seiner Mutter Giovanna und seiner Schwester Maria-Luisa führt über Istanbul und Alexandria bis nach Spanien ins Exil. Dort trifft Simeon seine spätere Frau - die spanische Adelige Margarita Gómez-Acebo y Cejuela.

Nach dem Fall des Kommunismus lässt sich das Paar in Bulgarien nieder - in dem einzigartigen Schloss Wrana vor den Toren der Hauptstadt Sofia. Dort war Simeon aufgewachsen und erzogen worden - dort verkündet er nach dem spanischen Exil seine Absicht, in Bulgariens Politik einzusteigen.

Nach vielen Krisen und schmerzhaften Reformen in dem einstigen Ostblockland genießt er damals die Gunst der Menschen. Simeon wird überall umjubelt, gewinnt 2001 die Parlamentswahl und ist bis 2005 Ministerpräsident - unter seinem bürgerlichen Familiennamen Sakskoburggotski.

Jetzt führt er einen Rechtsstreit mit Bulgarien über das Königserbe, der beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg weitergeht. Simeon kämpft um die Schlösser, Herrschaftshäuser, Ländereien und Wälder, die er nach einer umstrittenen Entscheidung des Verfassungsgerichts von 1998 zurückbekommen hatte. Er steckt eine Niederlage nach der anderen ein. Erst Ende August verliert er in erster Instanz auch seinen Wohnsitz - das Schloss Wrana mit der schönen Parkanlage im englischen Stil.

Doch der Ort, den Simeon in Bulgarien am liebsten hat, weil dort seit seiner Kindheit fast nichts verändert wurde, ist das Schloss Zarska Bistriza im südbulgarischen Rila-Gebirge. "Dort fühle ich mich wirklich zuhause", schwärmt er in seinen Memoiren, die 2014 in Bulgarien unter dem Titel "Simeon II. Ein außergewöhnliches Schicksal" erscheinen. "Diese einstige Jagdhütte ist gebaut in einem umfangreichen Wald, voller Wild, Hirschen und Wildschweinen."

In diesem Ambiente heiratet Fürstin Kalina 2002 den in Marokko geborenen spanischen Seefahrer Kitín Muñoz. Die Braut, gekleidet in feiner bulgarischer Nationaltracht, ist Simeons einzige Tochter unter seinen fünf Kindern. Zu dem Event kommen Gäste aus aller Welt.

Ebenso wie im Fall Wrana hat ein bulgarisches Gericht zuvor auch über Zarska Bistriza entschieden, dass das Bergschloss dem Staat und nicht dem Ex-König gehöre. Das Gleiche gelte für weitere Herrschaftshäuser. Die Gerichte in Bulgarien gehen unisono davon aus, dass die Schlösser und Ländereien damals einer staatlichen Verwaltungsbehörde gehört hätten - und nicht den Königen selbst.

Simeon II. lehnt diese Lesart entschieden ab. Der einst optimistisch gestimmte Adelige wirkt jetzt niedergeschlagen und müde. Simeon, der viel zum EU-Beitritt Bulgariens beigetragen hat, stellt nun infrage, inwieweit in dem Balkanland "das Recht auf Privateigentum (...) vor politisch motivierten Übergriffen" geschützt sei. In Anspielung auf die Vertreibung der Königsfamilie 1946 fragt er sich, ob man ihn jetzt "zwingen möchte, die Heimat zu verlassen".

Nach zahllosen Anrufen und E-Mails, auch aus dem Ausland, setze der acht Sprachen beherrschende Simeon jetzt darauf, dass "die Übergriffe auf mich nicht unbemerkt im Ausland bleiben werden". Gut vernetzte Minister seiner einstigen Regierung wollen ihm dabei helfen.

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