Verband ändert Regeln Schwule dürfen Teamleiter bei US-Pfadfindern werden

Washington · Die Pfadfinder in den USA haben sich vor zwei Jahren auch schwulen Jugendlichen geöffnet. Homosexuelle Betreuer blieben aber weiter außen vor. Nun gibt sich der über 100 Jahre alte Verband neue Regeln - wieder mit Ausnahmen.

 Auch Homosexuelle dürfen jetzt Betreuer bei den Pfadfindern in den USA werden.

Auch Homosexuelle dürfen jetzt Betreuer bei den Pfadfindern in den USA werden.

Foto: dpa

Homosexuelle Erwachsene dürfen bei den US-Pfadfindern künftig als Teamleiter und Angestellte mitarbeiten. Mit dieser Entscheidung unternimmt die Bewegung, der laut Medien 2014 rund 2,4 Millionen US-Jugendliche angehörten, nach jahrelangem Streit erneut einen vielbeachteten Schritt gegen Diskriminierung. Trotz der grundsätzlichen Aufhebung des Arbeitsverbots für Homosexuelle ließ die Organisation ihren konservativen Anhängern aber eine Hintertür offen: Auf lokaler Ebene darf über freiwillige Leiter von Jugendgruppen auch anders entschieden werden.

Der Verband der US-Pfadfinder beschloss die Neuerung am Montag (Ortszeit) in einer Telefonkonferenz der landesweiten Führung, wie die Organisation mitteilte. Eine große Mehrheit von 79 Prozent im Führungsrat habe für den Kurs gestimmt. Liberale Kräfte und die Organisation Scouts for Equality (Scouts für Gleichheit) begrüßten den Beschluss. Einige Religionsgemeinschaften, die eng mit den US-Pfadfindern verbunden sind und ihnen auch Geld geben, kündigten aber weiteren Widerstand an.

Bisher wurden erwachsene schwule Betreuer, Gruppenleiter und Angestellte grundsätzlich nicht geduldet. Diese alten Statuten drohten, das Image der mehr als 100 Jahre alten Bewegung zu beschädigen - auch angesichts von zunehmender Toleranz in der US-Gesellschaft.

"Im Zuge der sozialen, politischen und gesetzlichen Veränderungen in unserem Land sowie in unserer Bewegung hielt ich die (bisherigen) Richtlinien nicht mehr für tragbar", sagte der Pfadfinderpräsident und ehemalige US-Verteidigungsminister Robert Gates. "Ab heute schauen die US-Pfadfinder als Organisation nach vorn und nicht nach hinten", schrieben die Scouts for Equality in einer Reaktion.

"Dieses Thema hat uns viel zu lange gespalten und abgelenkt", sagte Gates. Grund für die Aufhebung des Verbots war laut Medien auch die Angst, bei Prozessen zu verlieren: Ehemalige Angestellte und freiwillige Betreuer hatten in der Vergangenheit etliche Klagen angestrengt. Mit der Entscheidung, nun auch erwachsene Schwule grundsätzlich zuzulassen, wolle die Pfadfinderorganisation weitere Schlagzeilen auf der nationalen Ebene vermeiden, meinten Zeitungskommentatoren.

Die Pfadfinder hatten schon 2013 beschlossen, junge Homosexuelle als Mitglieder aufzunehmen. Die Leitungspositionen blieben dabei bewusst außen vor.

Auch jetzt bedeuten die Ausnahmen bei den neuen Regeln, dass Untergruppen freiwillige Teamleiter weiter nach eigenen Maßstäben ablehnen können: wegen ihrer Sexualität etwa oder der Religion. Damit kommt der Jugendverband den konservativ-kirchlichen Gruppen entgegen. Sie können in ihren Teilgruppen lokalen Regeln folgen. Die Bürgerrechtsgruppe Human Rights Campaign kritisierte, so ließen die Pfadfinder zu, dass Schwule teilweise weiter diskriminiert würden.

Die Mormonenkirche gab nach der Aufhebung des Grundsatz-Verbots bekannt, sie wolle ihre Zusammenarbeit mit den Pfadfindern überprüfen.

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