US-Polizei ermittelt Ronaldo wehrt sich gegen Vergewaltigungsvorwürfe

WASHINGTON · Fußballstar Cristiano Ronaldo wehrt sich gegen die Vorwürfe der 34-jährigen Kathryn Mayorga. Er habe sie nicht vergewaltigt, solches Verbrechen stehe in Widerspruch zu allem, was er sei und woran er glaube.

 Cristiano Ronaldo am Dienstag dieser Woche mit Freundin Georgiana beim Champions-League-Spiel im italienischen Turin.

Cristiano Ronaldo am Dienstag dieser Woche mit Freundin Georgiana beim Champions-League-Spiel im italienischen Turin.

Foto: dpa

Die Sex-Übergriffe des Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein haben vor einem Jahr die #MeToo-Bewegung ausgelöst. Seitdem berichteten betroffene Frauen regelmäßig über ein Verhaltensmuster der oft wohlhabenden und in Machtpositionen sitzenden Täter: dass sie mit Drohungen und außergerichtlichen Zahlungen zum Schweigen gebracht werden sollten.

Glaubt man Leslie Mark Stovall, dann war genau das der Auslöser, warum seine Mandantin Kathryn Mayorga nach ihrer neun Jahre zurückliegenden Begegnung mit Cristiano Ronaldo nicht mehr stumm bleiben wollte.

Der weißhaarige US-Verteidiger mit dem Pferdeschwanz hatte am Mittwoch die Weltpresse in seiner kleinen Kanzlei an der Palomino Lane in Las Vegas zu Gast. Er sprach zum ersten Mal in der Öffentlichkeit darüber, was aus erster Hand bislang nur dem deutschen Magazin "Der Spiegel" vergönnt war.

Nach der von der 34-jährigen Amerikanerin polizeilich angezeigten Vergewaltigung durch den portugiesischen Fußballstar in einem Luxushotel in Las Vegas habe sich Mayorga von Anwälten und Betreuern des bei Juventus Turin unter Vertrag stehenden Stürmers unter starkem Druck in einen Deal hineinreden lassen, aus dem sie nun mit Hilfe einer 32-seitigen Ziviklage wieder herauswolle. Gegen Unterzeichnung einer Verschwiegenheitsklausel und einer Verzichtserklärung, rechtliche Schritte gegen Ronaldo einzuleiten, so Stovall, habe Mayorga 2010 von Ronaldos Leuten 375.000 Dollar erhalten. Weil sie sich damals in einem "traumatischen Zustand" befunden habe, sei der Deal aus seiner Sicht rechtswidrig.

Der Fall wurde vor einer Woche in Clark County/US-Bundesstaat Nevada gerichtskundig. Kurz danach verkündete die Polizei in der Glücksspielstadt, dass die Ermittlungen in der Sache wieder aufgenommen würden. Am 13. Juni 2009 habe das Opfer (Mayorga wird in der offiziellen Mitteilung nicht genannt) den Ermittlern weder den Tatort genannt noch den Verdächtigen beschrieben. Inzwischen gab es laut Stovall mindestens zwei Gespräche mit der Abteilung für Sexualdelikte des Polizeihauptquartiers - und seine Mandantin habe "alle nötigen Informationen weitergegeben". Demnach sei sie von dem Sportler nach einer Party im Nachtclub des Palms Casino Resorts in dessen Suite (Nr. 57306) gegen ihren mehrfach bekundeten Protest missbraucht worden.

Weil die damals 24-Jährige direkt danach zu einer medizinischen Untersuchung ins Krankenhaus ging, existiert nach Angaben der Polizei ein "rape kit". Das ist ein versiegelter Kasten, der physiologisches und biologisches Beweismaterial enthält, das auch Jahre nach dem Überfall helfen kann, Täter zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen.

Ronaldo dementiert entschieden die Anschuldigungen

Ronaldo hat die Vorwürfe am Wochenende in einem Video auf Instagram als "Fake News" bezeichnet. Zeitgleich sprach sein deutscher Medienanwalt Christian Schertz von "unzulässiger Verdachtsberichterstattung im Bereich der Privatsphäre" und kündigte Schadensersatzklage gegen das Hamburger Magazin an.

Am Mittwoch legte Ronaldo auf Twitter nach: "Ich bestreite mit aller Entschiedenheit die Anschuldigungen gegen mich. Eine Vergewaltigung ist ein abscheuliches Verbrechen, das in Widerspruch zu allem steht, was ich bin und woran ich glaube." Was in Las Vegas passiert ist, dazu will sich der Vater von vier Kindern, die er mit drei verschiedenen Müttern hat, nicht äußern. "Ich weigere mich, dem Medienspektakel weitere Nahrung zu liefern. Mein reines Gewissen erlaubt es mir, die Ergebnisse der Ermittlungen in aller Ruhe abzuwarten."

Kathryn Mayorgas Anwalt hat Ronaldo eine Frist von 20 Tagen gegeben, um auf die Klage zu reagieren, die auf Zahlung einer Entschädigungssumme oberhalb von 200 000 Dollar zielt. Seine Mandantin leide seit dem Vorfall an Angstzuständen. "Die MeToo-Bewegung und die Frauen, die sexuelle Angriffe offengelegt haben, haben Kathryn viel Mut gegeben", sagte Stovall. Mayorga beanspruche "Gerechtigkeit" für sich.

In Nevada ist die Verjährungsfrist für Sexualdelikte kürzlich auf 20 Jahre verlängert worden. Sollten die wieder aufgenommenen Ermittlungen der Polizei in ein Strafverfahren einmünden und von einem Gericht angenommen werden, droht Ronaldo im Falle einer Verurteilung eine lange Haftstrafe. Ronaldos Anwalt vor Ort, David Chesnoff, erklärte am Donnerstag, er habe "vollstes Vertrauen" in das Rechtssystem.

Am Donnerstag wurde auch bekannt, dass Ronaldo auf einen Einsatz bei den nächsten Länderspielen der portugiesischen Nationalmannschaft verzichtet. Gründe für diese Entscheidung wurden nicht bekannt gegeben: "Es gab ein Gespräch mit mir, dem Spieler und dem Verbandschef", so Nationaltrainer Fernando Santos, "und wir haben zusammen vereinbart, dass der Spieler bei dieser und auch bei der nächsten Nominierung nicht zur Verfügung stehen wird."

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