Japans moralisches Gewissen Promi-Geburtstag vom 23. Dezember 2018: Kaiser Akihito

Tokio · Er ist seinem Volk so nahbar wie kein Kaiser vor ihm. Der japanische Herrscher Akihito ist bei seinen Untertanen beliebt. Ein letztes Mal nun können sie ihm in seiner Rolle als Monarch zu seinem Geburtstag gratulieren. Bald beginnt für das asiatische Land eine neue Ära.

 Kaiser Akihito wird 85 Jahre alt. Im April 2019 wird der Tenno abdanken.

Kaiser Akihito wird 85 Jahre alt. Im April 2019 wird der Tenno abdanken.

Foto: Franck Robichon/EPA

Mit Wehmut dürften viele Japaner dem Sonntag entgegenblicken: Es ist der 85. Geburtstag ihres geliebten Kaisers - ein ganz besonderer Tag, nicht nur für den Herrscher selbst, sondern auch für sein Volk.

Es wird das letzte Mal sein, dass sich Akihito in seiner Funktion als Kaiser an seinem Geburtstag auf dem Balkon seines Palastes seinen Untertanen zeigen wird.

Denn am 30. April 2019 wird Akihito abdanken und damit als erster Monarch seit rund 200 Jahren noch zu Lebzeiten seinem Nachfolger weichen. Am 1. Mai 2019 wird dann sein ältester Sohn, Kronprinz Naruhito (58), den Chrysanthemen-Thron besteigen und so eine neue Ära für das asiatische Land einläuten.

Sie sei zuversichtlich, so sagte Akihitos Gemahlin, Kaiserin Michiko, kürzlich anlässlich ihres 84. Geburtstages, dass ihr Sohn die Verpflichtungen eines Kaisers mit seinem ganzen Herzen erfüllen werde. Genauso, wie ihr Mann dies stets getan habe. Zusammen mit ihm werde sie weiter für das Wohl ihres Landes beten und für den Frieden in der neuen Ära, die ihr Sohn Naruhito und ihre Schwiegertochter, Kronprinzessin Masako (55), als künftiges Monarchenpaar erschaffen werde.

Kaiser Akihito, dessen Regentschaft den Namen Heisei ("Frieden schaffen") trägt, ist der erste Tenno (so lautet der Titel des japanischen Herrschers), der sein Amt nicht mehr als Gott antrat. Sein 1989 gestorbener Vater Kaiser Hirohito, posthum Showa-Tenno genannt, hatte am 1. Januar 1946 in seiner sogenannten Menschlichkeitserklärung der Göttlichkeit des Kaisers entsagt. In seinem Namen war Japan in den Zweiten Weltkrieg gezogen. Sein Sohn Akihito war es, der die Institution des Kaisertums neu definierte.

Laut der Nachkriegsverfassung muss sich Akihito auf die Rolle als Symbol der Einheit der Nation beschränken. Regierungsbefugnisse sind dem Kaiser alle genommen. Dennoch verstand es Akihito, sich als überzeugter Verfechter der pazifistischen Nachkriegsverfassung zu beweisen - indem er indirekt Kritik an denen übte, die versuchen, Japans Kriegsvergangenheit zu rechtfertigen. Dazu zählen Kritiker die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe.

In seiner letzten Rede zum Jahrestag der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg brachte Akihito im vergangenen August denn auch noch einmal seine "tiefe Reue" für die kriegerische Vergangenheit seines Landes zum Ausdruck. Er hoffe, dass sich Krieg nie wiederholen möge, so der scheidende Monarch. Für manche Beobachter verkörpert Akihito so etwas wie das moralische Gewissen der Nation.

Akihito ist nahbar wie kein anderer japanischer Kaiser vor ihm. Seit er am 7. Januar 1989 den Thron bestieg, setzte sich das Oberhaupt der ältesten Erbmonarchie der Welt zusammen mit seiner Frau Michiko unermüdlich für die Menschen seines Landes ein. Mit ihr an der Seite machte er den Opfern von Naturkatastrophen Mut, besuchte Altenheime und Einrichtungen für Behinderte und präsentierte sich auch auf internationalen Reisen als ein würdevolles Symbol seines Landes.

Doch Akihitos Gesundheit ist angeschlagen. Im Sommer vergangenen Jahres gab er in einer seltenen Video-Botschaft zu erkennen, angesichts seiner nachlassenden Kräfte abdanken zu wollen. Das Parlament erlaubte ihm dies per Sondergesetz. Ein allerletztes Mal als Kaiser werden die Japaner Akihito zu Neujahr unter dem Balkon seines Palastes zujubeln können. Bald darauf wird er dann in den Ruhestand treten.

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